Blogzeitung: Konkurrenz für Fachmedien? Chance für Corporate Publishing

Man könnte doch Beiträge aus einem Blog – oder noch besser: aus mehreren Blogs – zusammenfassen, aber nicht einfach lieblos RSS-Feeds aggregieren, sondern mit redaktionellem Konzept und mit der Idee, eine Marke zu bilden. So ähnlich dachten wohl die Macher von The Issue. Herausgekommen ist ein schön anzusehendes, spannendes Produkt – nennen wir es Blogzeitung. Entdeckt hat das Ganze gestern Robert Basic, der nicht nur Gefallen an der Idee gefunden hat, sondern rasch eine recht positive Diskussion ausgelöst hat. Spannende Überlegungen, bei denen das Konzept vor allem als Präsentationsform für Citizen Journalism diskutiert wird. Zwei ergänzende Gedanken noch dazu:

  • Mit einem Modell dieser Art ließen sich vermutlich auch hervorragende Fachmagazine gestalten. Bekanntlich gibt es profilierte Experten, die zu einem Fachthema bloggen, und mein Eindruck ist, dass insbesondere Neulinge in der Welt der Blogs zentrale Anlaufstationen für ihre Themen suchen und sich ihre Lesemenus nicht unbedingt selbst im Reader zusammenbasteln wollen. Eine Blog-Fachzeitung könnte also Unübersichtlichkeit verringern und durch einen konsequent durchgehaltenen Anspruch Qualität sichern. Gleichzeitig ist aber gut vorstellbar, dass solche Fach-Publikationen den klassischen Fachzeitschriften bzw. deren Online-Angeboten deutlich Konkurrenz machen könnten.
  • Eine andere Überlegung: Eine solche Blog-Zeitung erscheint mir auch mit Blick auf Corporate Publishing spannend. Ich gehe davon aus, dass in nächster Zeit einige größere Unternehmen eher auf einen Strauß themenspezifischer Blogs oder einen Stall voller Mitarbeiterblogs setzen werden als nur ein Business Blog für Themen aller Art. Mit dem Blog-Zeitungsmodell könnte man für diese fragmentierten Publikationen wiederum ein gemeinsames Dach schaffen, das aus meiner Sicht deutlich attraktiver wäre, als eine schlicht aggregierte Seite wie z.B. hier. Die Idee ginge also dahin, einzelne Kanäle intelligent zusammenzufassen und – auch von der Optik her – eine Art Magazin zu schaffen. Natürlich fragt sich, ob eine solche Corporate Blog-Zeitung irgendjemand interessiert. Ich glaube schon, dass Unternehmen oder NGOs inhaltliche Konzepte entwickeln können, die im beschriebenen Sinne ihre Zielgruppe finden könnten. Zu einem großen Teil dürfte ein solches Blog-Magazin übrigens die Mitarbeiter eines Unternehmens oder Ehrenamtliche einer NGO ansprechen.

10 Kommentare

  1. Ich finde die Idee und Umsetzung hinter The Issue großartig! Und ja, vor allem für die Interne Kommunikation fallen einem sofort wunderschöne Möglichkeiten ala dialogische Mitarbeiterzeitung 2.0 ein. Vor allem kann eine derartige „Aufbereitung“ der internen Blogs, die ganze Blog Sache auch den Mitarbeitern näher bringen, die bisher aus Ressentiments bzw. aus Unkenntnis oder Zeitmangel den Kontakt und die Nutzung der Internen Blogs scheuten. Wenn wir die besten, relevantesten, skurrilsten Blog Posts aller internen Blogs, vielleicht vermischt mit ein paar relevanten externen Blog Posts, auf so einer (Magazin)Seite im Intranet redaktionell betreut präsentieren, würde das sicher die Etablierung von Web 2.0 Kommunikationsmitteln in der IK massiv beschleunigen.
    Allerdings, wie immer, welches Unternehmen traut sich, zu wem passt es.

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  2. spannender gedanke – vor allem auch für bereiche, in denen sich (inhaltlich anspruchsvollere) printmedien bisher nie lange halten konnten.
    ich denke solche blog-zeitungen könnten auch lücken füllen, die im print-bereich qua kommerziellem druck existieren …

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  3. Ich bin da mal eher skeptisch. Nicht weil ich die Idee grundsätzlich verwerflich finde, sondern weil solche Projekte immer dann scheitern, wenn es um die Bezahlung geht.

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  4. Ja, das ist sicher ein Knackpunkt. Zu den Ideen Richtung digitale Fachzeitung: Das dürfte wohl nur funktionieren, wenn bereits etablierte Fachblogger ihre Blogs einbringen und jemand sich die Mühe macht, die Zeitung als alternative Präsentationsform zu pflegen. Beim Modell „Corporate Publishing“ stellt sich die Frage der Finanzierung nicht, dafür die der Akzeptanz…

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  5. Vielen Danke für die Informationen.
    Dies ist echt ene gute Ausgangspunkt doch um diese zu verwirklichen müssen Sie schon eine Menge Zeit opfern. Naja mit der Zeit werden wir sehen wie sich all das entwickelt.

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