Wissenschaftsblogs: Posten mit Siegel? Eher nicht.

Unter einigen Wissenschaftsbloggern wird gerade ein „Siegel“ diskutiert, mit dem Blogposts versehen werden können, die sich mit Artikeln beschäftigen, die in Reviewed Journals erschienen sind. Wer mitmachen möchte, registriere sich unter germanresearchblogging.org. Ich werde das allerdings erst mal nicht tun, da ich von der Sache (noch?) nicht überzeugt bin.

Zunächst stellt sich natürlich die Frage, was Sinn der Übung ist. Tobias Maier, einer der Initatoren, schreibt dazu in seinem Blog WeiterGen:

„Für den Leser ist mit diesem Gütesiegel sofort erkennbar, dass der Eintrag sich fundiert mit rezensierten Quellen aus anerkannten Magazinen auseinandersetzt, und trotzdem eine individuelle Leistung des Blogautors ist, also nicht nur wiedergegeben wird, was sowieso schon in der Originalveröffentlichung steht.“

Ich kann dies nur begrenzt teilen. Meiner Meinung nach ist es noch kein Zeichen von Qualität, wenn ich als Autor einen Beitrag mit einem Logo versehe. Das ist nicht mehr als eine Orientierung und vielleicht vergleichbar mit einer Kategorie im Blog oder mit Tagging. Das ist sicher nützlich, aber dann von einem Gütesiegel für Blogposts oder von Qualität zu sprechen, geht mir wirklich zu weit. Und etwas anderes, das in dieser Idee mitschwingt, ist mir nur begrenzt sympathisch: Ich werde den Eindruck nicht los, dass hier assoziiert werden soll, dass wissenschaftliche Qualität nur in Peer Reviewed Journals zu finden ist. Ja, das ist ein großes Fass, und schon viel wurde hierüber diskutiert. Meine Meinung dazu nur ganz kurz: Ich respektiere Peer Review als einen (!) Ansatz der Qualitätskontrolle, sehe dort aber auch Schwächen und schon gar keinen Absolutheitsanspruch. Anders ausgedrückt: Wissenschaftlich gute Arbeit entsteht an so vielen verschiedenen Stellen, dass ich Blogbeiträge nicht deshalb hervorheben möchte, weil sich sich mit einem Artikel in einem solchen Journal beschäftigen. Vielleicht ist meine Abneigung gegen die Logoidee (es ist IMO kein Siegel) auch eine Frage der Wissenschaftskultur. Für die Naturwissenschaften etc. kann ich nicht sprechen. Doch in der Kommunikationswissenschaft wie auch in den Sozialwissenschaften allgemeiner wird aus meiner Sicht auch außerhalb von Journals oft genug gute Forschung publiziert. Immer häufiger geschieht das auch mehrstufig – erst auf der eigenen Website, dann (meist mit Monaten Verzögerung) im Journal. Zumindest für mein Gebiet traue ich mir aber zu, auch Forschung zu beurteilen, die (noch) nicht dem Review-Prozess unterworfen wurde.

Natürlich kann man die Logoidee auch als einen Ansatz interpretieren, die interne Wissenschaftskommunikation zu verbessern. Diesen Wunsch kann ich nachvollziehen. Allerdings gefällt mir dazu die Idee besser, den Diskurs dort zu ermöglichen, wo die Originalveröffentlichung steht – in den Journals selbst (die idealerweise online mit Open Access verfügbar sind). Marc hatte dazu die selbe Idee, die ich vor einiger Zeit in eine Arbeitsgruppe der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) eingebracht habe: Die Veröffentlichung wissenschaftlicher Artikel in blogähnlichen Onlinejournals mit Kommentar- und Trackbackmöglichkeit. Randbemerkung: Bin gespannt, ob und wie das Konzept eines solchen Open Access-Journals auf der Jahrestagung der DGPuK Ende Anfang Mai diskutiert wird.

Und wie handhabe ich das mit dem Thema Wissenschaftlichkeit im Textdepot? Da ich mich im Sinne der Hard bloggin Scientists eher als Bindeglied zwischen Wissenschaft und Praxis/Öffentlichkeit und als Teilnehmer eines offenen (!) Diskurses sehe, aber auch ab und zu eher Wissenschaftliches aufgreife, nutze ich für Letzteres die Kategorie „Akademisches„. Dort finden sich mal Literaturvorstellungen, mal eigene Papers, Tagungshinweise  oder auch auch Vorüberlegungen, die ich später in wissenschaftliche Publikationen einbaue bzw. – je nach Diskussionsverlauf – verwerfe. Vorgenommen habe ich mir übrigens, mich hier im Blog ein bisschen häufiger mit wissenschaftlichen Publikationen zu beschäftigen – wenn ich es zeitlich schaffe.

15 Kommentare

  1. Sofern ich Tobias Maier richtig verstanden habe, sollte das Label, etwa wie z.B. das harbloggingscientists-Label mehr eine Orientierung für den Leser und eine eigene „Qualitätsverpflichtung“ sein.
    Die Mitteilungen über das GermanResearchBlogging waren diesbezüglich noch etwas irreführend…

    An Deinem Beitrag kann man doch sehr schön „ablesen“, wie das Technorati-System funktioniert. Es sind doch immer bestimmte Blogger, welche auf ganz bestimmte andere Blogger verweisen und indirekt „nur“ einen Ausschnitt dessen spiegeln, was sich in der Bloggerwelt an zahlreichen anderen Diskussionen – zum gleichen Thema – abspielt.

    Für Medienwissenschaftler wäre das sicher mal interessant zu analysieren….

    Wer sich die Mühe macht mal fleißig zu googeln entdeckt tolle Blogs von sehr hoher Qualität – nur dorthin wird nicht verlinkt und nur wenige nehmen Notiz. Auch eine Frage auf welcher Grundlage die Qualität von Blogs im Web 2.0 wahrgenommen wird ;-)
    So gesehen dürfte das PeerReviewSystem vielleicht den einen oder anderen, nach Qualität strebenden Blog „ans Tageslicht“ bringen können…..
    M.A.

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  2. Wie gesagt ist mir bewusst, dass die Wissenschaftskulturen unterschiedlich sind und möglicherweise siehst Du deshalb manche Dinge anders als ich. In meinem Verständnis ist nicht nur die Positionierung von GermanResearchBlogging wie Du schreibst, „etwas missverständlich“. Auch Deinen Ansatz der „eigenen“Qualitätsverpflichtung“ kann ich nur begrenzt teilen. Das klingt in meiner Wahrnehmung, als ob Qualität nur dann entsteht, wenn ich mich mit Reviewed Journals beschäftige. Wenn das so gemeint wäre, sähe ich das ganz anders.

    Deinen anderen Punkt, weniger sichtbaren Blogs mehr Sichtbarkeit zu geben, kann ich nachvollziehen. Ob dazu ein solches Label der richtige Weg ist, muss die Zeit zeigen. Ich bin skeptisch. Aber lass uns das gern in einem halben Jahr nochmal betrachten.

    Deine Analyse zu meinem Beitrag und technorati kann ich nicht nachvollziehen: Wenn ich zu einem Thema schreibe, suche ich erst mal nach anderen Stimmen dazu. Das ist ganz normale Recherche (die man als Journalist genauso wie als Wissenschaftler pflegen sollte). Wenn ich dann auf Beiträge stoße,
    die nach meiner Meinung wichtig für das Thema sind, dann verlinke ich diese. In diesem Fall habe ich auf drei Blogs gelinkt, auf die ich zuvor noch nie gelinkt habe. Deine These, dass man immer nur auf die selben Blogs linke, dürfte damit ziemlich wackeln.

    Und dass Blogartikel “ “nur” einen Ausschnitt dessen spiegeln, was sich in der Bloggerwelt an zahlreichen anderen Diskussionen – zum gleichen Thema – abspielt“, finde ich jetzt gar nicht überraschend: Das kann an einem bewussten Auswahlprozess liegen, der jedem anheim steht und in den Medien auch üblich ist, das kann natürlich auch an der Wahrnehmung liegen. Keiner von uns kann behaupten, alle Diskussionen zu einem Thema überblicken zu können.

    In diesem Zusammenhang sollte man folgendes nicht vergessen: Blogs und ihre Verlinkungen bilden soziale Netzwerke ab. Das liegt es in der Natur der Sache, dass man intensiver wahrnimmt, was im eigenen sozialen Netzwerk stattfindet. Dies liegt natürlich daran, dass man sonst in Informationen ertrinken würde, aber es kommt hinzu, dass das Vertrauen in die Mitglieder des eigenen sozialen Netzwerkes höher ist. Zugespitzt ist das soziale Netzwerk für seine Mitglieder neben anderen Funktionen so etwas wie ein Netz der individuellen Qualitäts- und Relevanzsicherung. Damit der Blick dennoch nicht zu sehr eingeschränkt wird, hilft IMO nur die oben erwähnte Recherche, wenn ich in ein Thema tiefer einsteigen möchte.

    Übrigens steckt in der technorati-Autorität ursprünglich ja auch die Idee der Qualitätssicherung: Wer viele Links in seinem Blog versammelt, wird von anderen nicht nur wahrgenommen, sondern respektiert, weil er im Blog gute Arbeit leistet. Dass dieses System per se diskussionswürdig ist und in der Praxis durch die unterschiedlichsten Tricks einiger Blogger nur noch begrenzt aussagefähig ist, ist die andere Seite…

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  3. Ja, da sind wir uns doch in vielen Dingen völlig einig ;-)

    „Das klingt in meiner Wahrnehmung, als ob Qualität nur dann entsteht, wenn ich mich mit Reviewed Journals beschäftige.“
    Hier bin ich wohl missverstanden worden, denn es gibt ja etliche Wissenschaftsbereiche, wo Peer Reviews gar nicht stattfinden. Diese Blogger können mit dem label also gar nichts anfangen. Im Übrigen gehöre ich mehr oder weniger auch dazu.

    Es dürfte eine Frage des sozialen Netzwerkes sein, ob jene mit dem Label verbundene Beanspruchung einer „gewissen“ Qualität sinnvoll genutzt wird. Zumindest, wenn Leute vom Fach, kritisch lesen und kommentieren, könnte durchaus eine gewisse Selektion möglich sein. Da sich so etwas erst in der praktischen Nutzung zeigt, ist es müßig im Vorfeld darüber Hypothesen aufzustellen….

    Für mich ist es – und ich schätze wir liegen daher in unserer Anschauung sehr nahe beieinander – nur ein kleiner Schritt in Richtung einer Qualitätsorientierung. Aber doch besser, wie gar keine Schritte ;-)

    Wenn ich mir anschaue, wieviel Wildwuchs, mit pseudowissenschaftlichem Anstrich in Wissenschaftsblogs vorhanden ist, dann bedeutet dieser Schritt für die Bloggerszene „viel“, für Wissenschaftler „pur“ hingegen nur einen winzingen Schritt in Richtung „mehr“ Wissenschaft im Blog…..

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  4. ich schätze, wenn es gut läuft und möglichst viele aus einer Fachrichtung stammen, die Kommentatoren, sofern sie offen ihre Meinung äußern und wechselseitig die „scienceblogging community“…….

    Eigentlich wäre es schön, wenn Wissenschaftsblogger – sofern Interesse an einer „Qualitätsorientierung“ besteht, bezüglich dieser Frage sich noch mehr Gedanken machen.

    Auf alle Fälle findet dies in Ansätzen als Reaktion auf die germanresearchblogging-Initiative statt ;-)
    wenn sich daraus mehr entwickeln würde, wäre das schön…

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  5. Nachtrag
    Apropos „verhindern“ lässt sich das ja nicht einmal bei den offiziellen, von renommierten Wissenschaftlern geführten „Print-Peer-Reviews“…
    Immer wieder gibt es Nachrichten zu Wissenschaftsbetrügereinen: die Sorge besteht also zu Recht bei allen Peer Reviews und Wissenschaftlichen Studien „ständig“!

    Die Flexibilität und Schaffung von virtuellen Identitäten in der Bloggerszene (z.B. anonyme Wissenschaftsblogs) lässt diese Gefahr sicher noch anwachsen ;-)

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  6. Verzeihung, wenn ich das jetzt etwas polemisch formuliere, aber ist die Einführung eines solchen Siegels nicht eher der Versuch, das Geschehen weiter kontrollieren zu können?

    Ist es nicht gerade der deutschsprachige Raum, wo Wissenschaft (in vielen Disziplinen) fernab der Öffentlichkeit stattfindet? Und nun soll darüber auf Blogs geschrieben und diskutiert werden? Das ist so ziemlich das Gegenteil dessen, was bis jetzt üblich war (ich weiß, dass das nicht überall so ist). Also versucht man, ein paar Regeln aufzustellen, damit es nicht ausufert.

    Gute WissenschaftlerInnen sind nicht gut, weil sie mit Siegel versehene Blogeinträge schreiben, sondern weil sie gute wissenschaftliche Arbeit leisten und bereit sind, ihre Ergebnisse zur Diskussion zu stellen.

    Wissenschaftsbetrügereien wird es dabei immer geben, egal welches System man wählt. Dass die Gefahr durch „anonyme Wissenschaftsblogs“ ansteigt, glaube ich nicht, denn bevor man mich als Wissenschaftsblogger ernst nimmt, muss ich erst einmal die entsprechende Qualität abliefern, sprich, gute Beiträge schreiben.

    Um hier die entsprechende Reputation aufzubauen, werde ich doch nicht anonym bloggen? Ich möchte doch gerade durch meine wissenschaftlichen Leistungen bekannt werden und mir einen Namen machen. Namenlos einen Namen machen, das geht nicht.

    Deshalb ist mir, glaube ich, auch noch nie ein anonymes Wissenschaftsblog untergekommen und ich würde mich ehrlich gesagt auch sehr wundern, wenn mir ein solches begegnen würde.

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  7. Tatsächlich gibt es Blogs, die anonym geschrieben werden und sich mit wissenschaftlichen Themen beschäftigen. Wenn es sich dabei beispielsweise um ein Watchblog handelt, kann ich das auch nachvollziehen. Dann geht es aber auch nicht um den Aufbau von Reputation für die Autoren.

    Die angesprochene Frage der Öffentlichkeit von Wissenschaft bringt den Zielkonflikt sehr gut auf den Punkt: Im einen Fall (Siegel) geht es vor allem um die wissenschaftsinterne Diskussion. Da werden nach meiner Ansicht vor allem die Experten unter sich bleiben. Das „Public Understanding of Science“ steht da nach meiner Interpretation nicht im Vordergrund. Mir persönlich ist dieses aber im Blog wichtiger, und dazu gehört z.B. auch, dass Wissenschaftler eine öffentlich sichtbare Rolle einnehmen können und sich an öffentlichen Diskussionen beteiligen sollten – besonders an solchen, die eben nicht ausschließlich im Wissenschaftssystem diskutiert werden. Für mich ist das Blog immer auch eine Möglichkeit aktueller Positionierung und vor allem der Vernetzung unterschiedlicher Sphären. Und da zählen am Ende nicht die Qualitätskriterien des Wissenschaftssystems, sondern die Leser eines Blogs bzw. die Beteiligten einer Diskussion entscheiden, was sie vom Wissenschaftsblogger halten.

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  8. Oh, diese Diskussion hier gefällt mir. Vielen Dank ;-)
    @ Christian Henner-Fehr
    „Gute WissenschaftlerInnen sind nicht gut, weil sie mit Siegel versehene Blogeinträge schreiben, sondern weil sie gute wissenschaftliche Arbeit leisten und bereit sind, ihre Ergebnisse zur Diskussion zu stellen.“
    Das denke ich auch. Vielleicht muss ich noch mal klarstellen: Ich habe mir das Siegel nicht ausgedacht und ich gehöre auch nicht zu den möglichen Teilnehmern. Insofern kann ich im Detail wenig dazu sagen. Vielleicht beantwortet das im Metablog gemachte Kommentar von Tobias Meier ihre Frage:
    „Neues Qualitätssiegel für wissenschaftliche Blogposts“
    Leider ist die Annahme, es gäbe keine anonymen Wissenschaftsblogs, nicht richtig. Und ich teile die Auffassung, dass Anonymität beim Wissenschaftsblogging nicht sinnvoll ist:
    Die Welt der Wissenschaftsblogs : Anonyme Wissenschaftsblogs – Was steckt dahinter?
    @ Thomas Pleil:
    „Und da zählen am Ende nicht die Qualitätskriterien des Wissenschaftssystems, sondern die Leser eines Blogs bzw. die Beteiligten einer Diskussion entscheiden, was sie vom Wissenschaftsblogger halten.“
    und leider, wie man an den Beispielen der anonymen Blogs sieht, hängt die Besucherzahl weniger von der Qualität der Postings, sondern mehr von deren provozierenden und kontrovers geführten Pseudowissenschaftsdebatten ab ….

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  9. Monika, ich habe ehrlich gesagt keinen Überblick über anonyme Wissenschaftsblogs, sondern kenne nur ein, zwei Beispiele. Ich stimme Dir zu, dass es in der Regel für einen Wissenschaftler selbstverständlich sein sollte, sein Gesicht (bzw. seinen Namen) zu zeigen. Das hat natürlich viel mit Vertrauen zu tun. Gleichzeitig bin ich aber davon überzeugt, dass es im Internet grundsätzlich ein Recht auf Pseudonymität und ggf. Anonymität gibt. Insofern würde ich anonyme Wissenschaftsblogs nicht per se verurteilen. Doch wie passt das zusammen?

    Zwei Beispiele:
    – In jedem System läuft einmal etwas schief. Ein anonymes Watchblog kann da ähnlich wie Whistleblowing im Journalismus insgesamt wünschenswert sein und beispielsweise Missstände aufdecken helfen. Oft genug geht das nur mit dem Wissen von Insidern, die aber Schutz bedürfen (dass das auch Risiken hat, ist klar).
    – solange Bloggen bzw. eine offene Kommunikation nicht als selbstverständliche Aufgabe eines Wissenschaftlers gesehen wird, sondern im Einzelfall sogar zum Karriereproblem werden kann, halte ich Pseudonyme auch für legitim. Ich denke z.B. an mögliche Konflikte zwischen wissenschaftlichem Nachwuchs und dem „Establishement“, das vielleicht verhindern möchte, dass Doktoranden etc. öffentliche Sichtbarkeit bekommen.

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  10. Ich glaube, es bestehen immer noch ein paar Verständnisprobleme, was ResearchBlogging ist und was damit bezweckt werden soll.
    Mit dem Logo sollen ausschließlich Blogposts gekennzeichnet werden, die sich mit einem Artikel aus einem anerkannten Peer reviewed journal beschäftigten. Inhaltlich kann es eine Kritik an dem Artikel/der darin vorgestellten Arbeit sein, aber es kann genauso gut der Versuch sein, die Forschungsarbeit für den interessierten Laien verständlich aufzubereiten und in einen größeren Kontext zu stellen.
    Mit dem Logo sagt der Blogautor: Ich habe den Originalartikel gelesen und verstanden und fühle mich qualifiziert, was dazu zu sagen.

    Wenn man das Logo verwendet und bei ResearchBlogging registriert ist, wird das so gekennzeichnete Blogpost in den Feed von Researchblogging eingespeist. Damit werden zwei Dinge bewirkt: Erstens erzielen wissenschaftliche Blogposts damit eine größere Reichweite, die sonst vielleicht auf Blogs, die nur gelegentlich wissenschaftliche Posts veröffentlichen, untergehen würden. Zweitens, da vor allem wissenschaftlich Interessierte (Fachleute und Laien) einen solchen Feed abonnieren, wird eine gewisse Qualitätskontrolle eingeführt. Zum einen sind alle Beteiligten aufgerufen, zweifelhafte Posts im RB-Forum zu melden, damit sie dort diskutiert werden können, was im Zweifelsfall mit der Aufforderung enden kann, das Logo von dem kritisierten Blogpost zu entfernen. Zum anderen wird schon allein die „Gefahr“, dass sich ein Fachmann das Post durchlesen und im Zweifelsfall verreissen könnte, totale Laien davon abhalten, ihre Posts auch bei ResearchBlogging zu veröffentlichen.

    Darum ist es auch unerheblich, ob der Blogger nun anonym bloggt oder nicht – wenn er Unsinn schreibt, wird er verrissen.

    Das System ist zugegebenermaßen vor allem für die Naturwissenschaften und Medizin interessant, da ernstzunehmende Veröffentlichungen in diesen Bereichen ausschließlich in peer review journals erscheinen. ResearchBlogging kann da vielleicht sogar ein kleines Gegengewicht gegen sensationsheischende populärwissenschaftliche Berichte in den „normalen“ Medien sein. Im Idealfall könnte man dann bei RB zu einem grob irreführenden Pressebericht wie diesem die Richtigstellung eines Fachmanns lesen.

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  11. Danke für die Klarstellung, JLT, die auch meine These stützt, dass wir aufgrund anderer Wissenschaftskulturen das Thema teilweise unterschiedlich diskutieren.

    Deine Argumentation hier kann ich deutlich besser teilen, als die Darstellungen, die ich zuvor in einigen Blogs gelesen habe. Dort war an einigen Stellen zum Thema Qualität ein Zungenschlag entstanden, den nicht als nicht akzeptabel empfunden habe – zumindest nicht, wenn ich darauf mit kommunikations- bzw. gesellschaftswissenschaftlicher Brille darauf schaue.

    Wie gesagt sehe ich für mein Feld die Notwendigkeit von ResearchBlogging weniger (zumal bei uns eben auch einiges außerhalb der Reviewed Journals erscheint) bzw. sehe ich – sehr zugespitzt – sogar die Gefahr einer Realitätseinschränkung. Schön aber, dass wir durch diese Diskussion eine gewisse Verständigung geschaffen haben – was ja auch ein Kommunikationserfolg ist ;-)

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  12. Danke für die Klarstellung, JLT, die auch meine These stützt, dass wir aufgrund anderer Wissenschaftskulturen das Thema teilweise unterschiedlich diskutieren.

    Deine Argumentation hier kann ich deutlich besser teilen, als die Darstellungen, die ich zuvor in einigen Blogs gelesen habe. Dort war an einigen Stellen zum Thema Qualität ein Zungenschlag entstanden, den nicht als nicht akzeptabel empfunden habe – zumindest nicht, wenn ich darauf mit kommunikations- bzw. gesellschaftswissenschaftlicher Brille darauf schaue.

    Wie gesagt sehe ich für mein Feld die Notwendigkeit von ResearchBlogging weniger (zumal bei uns eben auch einiges außerhalb der Reviewed Journals erscheint) bzw. sehe ich – sehr zugespitzt – sogar die Gefahr einer Realitätseinschränkung. Schön aber, dass wir durch diese Diskussion eine gewisse Verständigung geschaffen haben – was ja auch ein Kommunikationserfolg ist ;-)

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  13. @ Thomas Pleil:
    Das Thema „researchblogging“ scheint nun geklärt, Tobias Meier hat mit seinem Kommentar auch für mich einige Verständnisprobleme lösen können.

    Bezüglich anonymes Wissenschaftsblogging sehe ich die Sache ähnlich differenziert, allerdings dürfen die Nachteile und Gefahren auch nicht übersehen werden.

    Als anonymer Blogger kann diese vermeintliche Freiheit anonym zu bloggen hart werden, insbesondere dann, wenn – wie man bei Heise & Co. nachlesen kann – irgendwelche Abmahnanwälte aktiv werden.
    Solange man privat über sein Leben, ohne Filmchen, Musik oder Erwähnungen Dritter, welche sich dann „beleidigt“ oder „urheberrechtlich verletzt“ fühlen bloggt, gibt es keine Impressumspflicht.

    Aber Wissenschaftsblogger, welche „Grenzen“ überschreiten, da kann es für den Blogger schwer werden. Denn alleine das Weglassen des Impressums kann dann schon „kosten“……

    Übrigens: Wissenschaftler, welche fundiert über Wissenschaft bloggen, müssen m.E. kaum Nachteile fürchten. Ich kenne einige Beispiele – einschließlich meiner selbst – wo das namentliche Bloggen auch die Aufmerksamkeit der Wissenschaft und Printmedien auf sich ziehen kann. Und ich kenne Wissenschaftsblogger, welche über ihren Blog (allerdings mit wirklich schönen Beispielen wissenschaftlicher Argumentation) Arbeitsangebote bekommen haben.

    Insofern greift für mich das Argument der „Vorgesetzten“ nur soweit, als dass man eher orientiert an der „unteren Schublade“ Wissenschaftsblogging betreibt.

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  14. „Mit dem Logo sagt der Blogautor: Ich habe den Originalartikel gelesen und verstanden und fühle mich qualifiziert, was dazu zu sagen.“

    Das kann ich alles unterschreiben, nur den Automatismus Logo= Verstehen eines Originalartikels sehe ich nicht.
    Im Endeffekt geht es doch um eine Aggregierung von wissenschaftlichen Inhalten. Wird die Plattform ein Erfolg, partizipiere ich als BloggerIn durch das Logo und durch die Klicks, die ich erhalte.

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