Wikipedia und PR: Manchmal muss man das Selbstverständliche betonen

4 Kommentare

  1. Einspruch. Natürlich ist es ein einfach zu befolgender Ratschlag, als Agentur oder als Unternehmen die Finger komplett von der Wikipedia lassen. Und die Menge der Negativ-Beispiele von misslungenen Aktionen aus dieser Richtung kann leicht den Eindruck entstehen lassen, dass eine Mitwirkung von Betroffenen an der Wikipedia grundsätzlich nicht erwünscht ist. Das halte ich so pauschal für nicht zutreffend.

    Denn der von der Wikipedia gewünschte „Neutrale Standpunkt“ kann nur durch eine Beteiligung aller möglichen Wissensträger geschehen – und dazu gehören eben auch diejenigen, die eine besondere Beziehung zum Artikelgegenstand haben. Zugegeben, die Mitwirkung ist für Unternehmen und Personen, die Gegenstand eines Wikipedia-Artikels sind, nicht immer ganz einfach.

    Ich halte es aber für legitim und sogar für wünschenswert, wenn auch Unternehmen ihren Beitrag dazu leisten, die Qualität von Wikipedia-Artikeln zu verbessern – zumal viele Unternehmensartikel eher am unteren Ende der Qualitätsskala angesiedelt sind. Ich habe lange selbst im Support-Team der Wikipedia Anfragen von Unternehmen beantwortet, die ein (nicht immer, aber doch oft berechtigtes) Problem mit der Darstellung in der Wikipedia hatten.

    Solange Unternehmen (oder deren Agenturen) bei ihrer Mitwirkung vollständig transparent vorgehen und sich bei jeder Aktion die Grundsätze der Wikipedia vergegenwärtigen, ist aus meiner Sicht nichts gegen eine Mitwirkung einzuwenden. Natürlich muss man dabei auch ein gewisses Fingerspitzengefühl mitbringen. Und absolut risikofrei ist sowas auch nicht. Schließlich kann man immer mal an einen Wikipedianer geraten, der die Mitwirkung von Unternehmen für vollständig unangebracht hält.

    Insgesamt ist eine Mitwirkung von Unternehmen an der Wikipedia aber im allgemeinen Interesse, denn die Wikipedia ist auf eine breite Mitwirkung angewiesen. Es kommt halt darauf an, wie man es angeht und mit welchem Ziel.

    Disclosure: Ich habe schon mehrfach Unternehmen durch Vorträge und individuelle Beratung dabei geholfen, mit ihrem Wissen zur Wikipedia beizutragen – als langjähriger Wikipedianer und als Geschäftsführer von Wikimedia Deutschland ebenso wie im Rahmen meiner Beratungstätigkeit in einer PR-Agentur. Trotz dieser vermeintlich widersprüchlichen Kontexte, bin ich dabei noch nicht in Gewissensnöte geraten.

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  2. Danke schön für diese hilfreiche Klarstellung.

    Im wesentlichen geht es natürlich um das nicht regelkonforme und intransparente Schön-Schreiben à la Bell Pottinger. Was mir oft auffällt: Viele Unternehmen, mit denen ich spreche, haben wenig oder kein Problembewusstsein, wenn es um die sie beschreibenden Artikel geht. Als privater Wikipedia-Nutzer wünschte ich mir schon, dass ergänzende oder richtig stellende Informationen transparent auf der Diskussionsseite zur Verfügung gestellt werden, die Unternehmen aber ihre eigenen Artikel nicht selbst schreiben. Aber ich bin mir im Klaren, dass es so oft nicht funktioniert – vielleicht auch, weil es manchmal niemanden gibt, der aus dem Material einen Artikel bauen möchte. Dann hilft sicherlich, ein nachvollziehbares Profil anzulegen und einen entsprechenden Bearbeitungshinweis auf der Diskussionsseite zu hinterlassen. Dennoch sind mir Agenturen, die die Finger von der Wikipedia lassen, wesentlich lieber als die Bell Pottingers ;)

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