Jerusalem-Blog von medico international

medico international ist eine der NGOs, die nicht nur in Krisengebieten still ihre Arbeit macht, sondern mit klaren politischen Forderungen an die Öffentlichkeit tritt – sei es für ein Verbot von Minen, für die Entschuldung Südafrikas oder für den Zugang zu unentbehrlichen Medikamenten. Seit kurzem gibt es von der Organisation das Jerusalem-Blog, das von Tsafrir Cohen, dem neuen medico-Repräsentanten in Israel und Palästina, gestartet wurde.

Das Ziel beschreibt Tsafrir Cohen so:

„In diesem Blog möchte ich Ihnen von unserer Arbeit und der Situation vor Ort berichten. Abseits aller vorgeblichen Kulturkämpfe soll ein direkter Blick auf diese komplexen und zugleich „fragmentierten“ Gesellschaften ermöglicht werden, der Ihnen auch Möglichkeiten für solidarisches Handeln aufzeigen kann. Darüber hinaus soll der Blog dazu beitragen, auch in Deutschland eine Diskussion anzuregen, die sich – um die historischen Verantwortlichkeiten wissend – erneut und wiederholt mit den gesellschaftspolitischen Tatsachen vor Ort beschäftigt.“

Zwar handelt es sich beim Jerusalem-Blog eher um eine Online-Kolumne denn um ein Blog (es gibt keine Kommentare, keine Vernetzung, keine Permalinks, keinen Feed etc.), lesenswert sind die dort erschienenen ersten Beiträge jedoch allemal. An Beispielen aus dem Alltag will Cohen zeigen, welche „Diskrepanz zwischen der medialen Friedensrhetorik und der unmittelbaren Alltagssituation“ besteht. Einblicke und Einschätzungen, die sonst den Weg in die Medien nur selten finden (Ausnahme: ein taz-Artikel von Cohen).

Damit könnte das Jerusalem-Blog ein wertvolles PR-Instrument für die NGO werden: Einerseits kann es als direkter, authentischer Kommunikationskanal jenseits der Mainstream-Medien angenommen werden, andererseits könnte er zur Quelle für Journalisten und Politiker werden. Zumindest in begrenztem Rahmen kann ein solches Projekt Einfluss auf die politische Debatte hier zu Lande nehmen und medico international hierin klar positionieren. Vielleicht spendieren die Online-Werker der Organisation dem Projekt ja noch ein paar Features, die das „Blog“ wirklich zum Blog machen und die Vernetzung und Diskussion zum Thema ermöglichen. Bisher bleibt das Ganze trotz lesenswerter Texte jedenfalls hinter den Möglichkeiten des Kommunikationsinstrumentes zurück. Der Anfang ist aber gemacht.