Birma: Online-Fundraising 2.0 der Aerzte ohne Grenzen

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Dass die Situation in Birma nach dem Zyklon Nargis vor einigen Tagen nach wie vor katastrophal ist, ist allgemein bekannt. Die Ärzte ohne Grenzen (Österreich) wollen helfen und bitten um Spenden. Und wie ich finde, betreiben sie dazu sehr zeitgemäßes Online-Fundraising. Aufmerksam geworden bin ich auf die Fundraising-Aktion über Twitter – und zwar durch einen Aufruf der Organisation selbst, die Twitter seit einigen Wochen als Kommunikationskanal nutzt [Update, 10.5.: Dieser Tweet wurde inzwischen leider gelöscht]. Ein paar Minuten später haben andere Twitter-Nutzer meines Netzwerkes das Thema weiter getragen. Genau das ist das Ziel der Kampagne: Im Mittelpunkt der Fundraising-Aktion steht die Idee, Blogger und andere Bewohner des Web in die Kampagne einzubinden und zur Word of Mouth-Kommunikation zu bewegen. Hierzu gibt’s natürlich eine Microsite, auf der Material zur Verfügung steht – beispielsweise verschiedene Banner.

Elegant empfinde ich, dass die erwähnte Microsite „Schnelle Hilfe wirkt“ dauerhaft im Netz ist und über eine Menge Social Media Features verfügt: Da kann man mit Hilfe von Google Earth sehen, wo Mitarbeiter der NGO unterwegs sind, es gibt einen Podcast, Handy-Downloads, einen Newsletter, den Twitter-Feed, die einfache Möglichkeit der E-Mail-Weiterleitung und den restlichen Social Media-Schnickschnack. Damit ist der Aufwand für einen aktuellen Spendenaufruf gering: Aktuelle Flickr-Bilder, eine Erklärung der Aktion und die entsprechenden Banner genügen, so dass für die Fundraising-Kommunikation in der heißen Projektphase nicht zu viele Kräfte gebunden sind. Gleichzeitig entsteht ein hoher Wiedererkennungswert, wenn Fundraising-Aktionen immer auf „Schnelle Hilfe wirkt“ ihre Heimat haben. Ein wichtiger Aspekt wurde übrigens auch bedacht: Links als Währung des Social Web. Denn wer über die Kampagne berichtet, wird auf der Microsite erwähnt und verlinkt.

Insgesamt aus Kommunikationssicht eine gut gelungene Aktion, der man viel Erfolg wünschen kann. Nur einen kleinen Schönheitsfehler habe ich entdeckt. Doch womöglich ist der nicht ganz unbedeutend: Ich vermisse auf der Fundraising-Seite die allerneuesten Informationen zur Situation vor Ort, und zwar aus Sicht der NGO. [10.5.: Nehme alles zurück: De facto werden die neuesten Infos mit Hilfe des eingebundenen Twitter-Feeds auf die Microsite geschaufelt – also doch rundum vorbildlich :-)] Denn da gerade bei dieser Katastrophe für die Öffentlichkeit (und die Organisationen) zum großen Teil unklar bleibt, ob und wie unter den politischen Rahmenbedingungen die Hilfe funktioniert, ist der Informationsbedarf potenzieller Spender mit Sicherheit besonders groß. Dieses Problem hat sich in den letzten Stunden verschärft: Denn im Moment macht die Meldung die Runde, dass die Vereinten Nationen ihre Hilfe ausgesetzt haben, da die Junta die letzten beiden UN-Lieferungen konfisziert habe. Auf der Website der Ärzte ohne Grenzen steht jedoch unter „Aktuelles“ noch ein Artikel vom 6. Mai, in dem vom Anlaufen der Hilfe die Rede ist. Dies kann von potenziellen Spendern als unbefriedigend wahrgenommen werden. Selbst wenn aktuell aus dem Krisengebiet kein Bericht möglich ist, würde ich mir doch konkretere Informationen zu den Prinzipien der NGO in solch schwierigen Situationen direkt auf der Fundraising-Microsite wünschen.

[Korrektur, 17:20 Uhr: Während ich diesen Beitrag geschrieben habe, wurde eine PresseinformationStartseite von MSF ein Update zur Situation in Birma gibt.] veröffentlicht. In ihr wird erklärt, dass die MSF die Birma-Hilfe verstärken. Da die Info nicht direkt auf der Fundraising-Seite eingebunden ist und inhaltlich nicht auf die die heute dominierenden Medienberichte eingegangen wird, löst dies aus meiner Sicht das beschriebene Kommunikationsproblem noch nicht vollständig.] [Update 2, 10.5.: MSF weist mich darauf hin, dass es nun auch auf der Startseite von MSF ein Update zur Situation in Birma gibt.]

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