links for 2009-02-19

  • "Breitbeinige Meinungsmacher mit analytischer Haltlosigkeit". Albrecht von Lucke, Jurist und Politologe, ist Redakteur der "Blätter für deutsche und internationale Politik" und nimmt sich den Journalismus mächtig zur Brust. Er kritisiert journalistische Profilneurotiker und einen Berliner Journalismus, dem Aufmerksamkeit wichtiger als Inhalte seien. Und statt "Sturmgeschützen der Demokratie" sieht von Lucke ein Machtkartell, in dem sich Bild, Spiegel und FAZ zusammengeschlossen hätten. Sein Appell: "Kontrollieren wir die Kontrolleure". Schön gebrüllt. Aber das Nachdenken darüber, was Journalismus eigentlich soll, ist sicher angebracht.

2 Kommentare

  1. Ich wüsste nicht, was es da groß nachzudenken gibt. Im Grundgesetz und in den Landesverfassungen ist der öffentliche Auftrag der Presse bzw. der Medien klar formuliert: Information, Meinungs- und Willensbildung, Sonderrechte bei der Recherche verbunden mit einer Neutralitätspflicht.
    Insbesondere letzeres ist in jüngerer Zeit aber erschreckend häufig auf der Strecke geblieben – und das leider auch bei ehemaligen Qualitätsmedien.
    Eine Zeitung, die sich nur an rein unternehmerischen Ziele orientiert (z.B. Gewinnmaximierung durch Auflagensteigerung und Personaleinsparung, aber auch durch vorauseilenden Gehorsam gegenüber Anzeigenkunden ), eine solche Presse muss sich gefallen lassen, dass man sie juristisch und moralisch nur noch als „normales Unternehmen“ ohne verfassungsmässige Sonderrechte einstuft.
    Da die „4. Gewalt im Staat“ weder durch demokratische Wahlen noch sonstwie legitimiert ist außer eben durch den genannten „öffentlichen Auftrag“, sind die ihr eingeräumten Sonderrechte aus gutem Grund auch mit Pflichten (Neutralität, Sorgfalt etc.) verbunden.
    Wer diese Pflichten vernächlässigt, sollte auch die daran geknüpften Rechte verlieren. Ich finde es also mehr als angebracht, dass die Medien immer häufiger kritisiert und infrage gestellt werden. Zumal ein weiterer Trend zu beobachten ist:
    Eigene Recherchen werden seltener, stattdessen greifen viele Medien immer stärker auf angelieferte PR-Berichte zurück. Ja, davon profitiert die hier angesprochene Berufsgruppe zwar, aber auf lange Sicht verlieren alle Beteiligten massiv an Glaubwürdigkeit, wenn hier nicht bald gegengesteuert wird…

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  2. Vollkommen richtig: Medien müssen kritisiert werden – gerade in Zeiten, in denen sie (zumindest gefühlt) immer weniger ihrem Auftrag nachkommen. Insofern kann es gar nicht genug medienkritische Blogs und andere Diskussionen geben.

    Das Nachdenken, was Journalismus eigentlich leisten soll, ist eine Forderung, die ich schon für wichtig halte – und zwar ist das eine Forderung, die sich an die Akteure richtet – also z.B. Verleger, Redakteure und angehende Journalisten – aber auch an die Gesellschaft.

    Einfach zu sagen, wer die Pflichten vernachlässigt, sollte auch die daran geknüpfte Rechte verlieren, halte ich in Bezug auf den Journalismus für kurzsichtig: Denn das würde der Preisgabe eines demokratischen Prinzips gleichkommen – nach dem Motto: wenn etwas nicht funktioniert, dann lassen wir’s halt. Eine Haltung, die mich übrigens auch oft an der Diskussion zu den Öffentlich-Rechtlichen stört. Nein, wir müssten viel mehr darüber nachdenken, was zu tun ist, damit Journalismus so funktioniert, wie er soll. Wir kämen ja auch nicht auf die Idee, auf die Polizei zu verzichten, weil wir mit ihr nicht immer zufrieden sind.

    Zur Schlussbemerkung zu Journalismus und PR: Da stimmen wir völlig überein.

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