Nochmal: Authentizität in der PR und im Social Web im Besonderen

Eine kleine, zugegeben thematisch recht spezielle Diskussion geht wieder ein Stückchen weiter: Es geht um die Frage, inwieweit Authentizität und PR zusammenpassen und spezieller um die Wahrnehmung von Authentizität von PR im Social Web. Auf zwei neuere Veröffentlichungen zu diesen Fragen will ich kurz hinweisen. Die Münsteraner Kollegen Sarah Zielmann und Joachim Preusse haben in der Loseblatt-Sammlung Kommunkationsmanagement (Januar-Lieferung) veröffentlicht, und die an dieser Stelle bereits kurz präsentierten Ergebnisse unseres Forschungsprojektes „PR und Authentizität im Social Web“ zu Erwartungen an authentische Kommunikation im Social Web sind nun ausführlicher im PR-Magazin (2/2010: 61-66) erschienen.

Da Daniel Rehn und ich uns im Artikel für das PR-Magazin auf die Darstellung unserer Studie konzentriert haben, aber bereits unsere ersten Posts dazu wiederum in Blogs diskutiert wurden, habe ich in meinem Wiki eine kleine Sammlung zur Authentizitätsdiskussion begonnen. Sie soll Interessierten helfen, einen Zugang zur Diskussion rund um die Untersuchung, aber auch zum Thema Authentizität in der PR allgemein zu schaffen. Ergänzungen sind willkommen!

Die Redaktion des PR-Magazins hat den aktuellen Artikel netterweise als pdf zur Verfügung gestellt, so dass ich das Ganze auf Slideshare stellen konnte.


Authentizität von Führungspersonen

Einen etwas anderen Fokus hat der Artikel der Kollegen Zielmann und Preusse. Sie haben sich in einem Forschungsprojekt mit der Authentizität von Führungspersonen beschäftigt – ein Thema, das vor allem für die CEO-Kommunikation, die politische Kommunikation, aber z.B. auch für Personenmarken wie Sportler oder Künstler von Bedeutung ist. Allerdings sind sie auf ähnliche Schwierigkeiten wie wir gestoßen: Authentizität wird durch Stakeholder zugeschrieben, ist also abhängig vom Beobachter – und somit kaum messbar (weshalb wir uns auf die Wirkung von Authentizität konzentriert haben). Die in der Münsteraner Untersuchung gewählte Methode der nichtteilnehmenden Beobachtung hatte sich dagegen als problematisch erwiesen, obwohl versucht wurde, eine aus der Sozialpsychologie stammende Skala zur Authentizitätsmessung einzusetzen. Im Ergebnis kommen die Autoren zur Auffassung, dass PR-Forschung, die Authentizität auf der Ebene von Individuen zu ergründen versucht, Gefahr läuft, „anekdotenhafte Beschreibungen von einzelnen Akteuren zu produzieren“ (S.18). Wichtig erscheint mir jedoch die im Artikel vorgenommene Auseinandersetzung mit Rollenauthentizität. Hier ist die These der beiden Autoren, dass Rollenträger umso authentischer wahrgenommen werden, je geringer ihre Rollenkonflikte sind, wertvoll für die weitere Diskussion. Und schließlich konstatieren Sarah Zielmann und Joachim Preusse sicher vollkommen zu Recht, dass Authentizität als herausgelöste Kategorie oftmals überstrapaziert sei.