Einige Leser des Textdepot haben wahrscheinlich schon auf anderen Kanälen von einem unserer aktuellen Projekte gehört: Erstmals bieten wir an der Hochschule Darmstadt eine zweitägige Weiterbildung zu PR an: Konkret geht es bei diesem Pilotprojekt – wer hätte es gedacht – um Online-PR und vor allem um die strategische Integration von Social Media in die Kommunikation. Die interne Besonderheit dabei: Wir verknüpfen die grundständige Lehre und die Weiterbildung.
Für das PR-Weiterbildungsseminar ist uns zunächst vor allem ein anderer Brückenschlag wichtig: jener zwischen Wissenschaft und Praxis. Denn mittlerweile geht es nicht mehr nur darum, sich auf einer handwerklichen Ebene mit Tools zu beschäftigen. Auch die Wissenschaft – vornehmlich die angewandte PR-Forschung, aber auch soziologische Ansätze – kann helfen, Social Media jenseits von Hypes strategisch in die Unternehmenskommunikation einzuordnen. Insofern ist die Idee, dass auf der einen Seite erfahrene Praktiker ihr Wissen teilen. Wir konnten hierzu Uwe Knaus, der bei der Daimler AG die PR-Strategie im Social Web entwickelt, und die Berater Stephan Fink und Michael Grupe (Fink & Fuchs PR AG) gewinnen. Sie sind gerade zur Integration neuer Ansätze aus der Social Media-Welt in die bestehende Kommunikationsstrategie erfahren. Die wissenschaftliche Perspektive werde ich beisteuern – konzeptionell unterstützt durch Studenten, die sich seit dem Frühjahr durch Theorien, Studien und Fallbeispiele arbeiten.
Natürlich ist uns klar, dass wir beileibe nicht die erste Hochschule sind, die jenseits von kompletten Studiengängen auch Weiterbildungen anbieten. Und natürlich gibt es auch einige private Anbieter im Seminargeschäft. Insofern war natürlich die Frage, ob und wie die Hochschule Darmstadt in diesem Feld erfolgreich sein kann. Immerhin – und das war die Ausgangsmotivation – hatten mich immer wieder Anfragen erreicht, ob wir neben den auf einen knappen Tag begrenzten Tagungen der Reihe „Zukunft Online-PR“ nicht auch einmal eine etwas längere Veranstaltung für eine kleinere Arbeitsgruppe anbieten könnten. Im vergangenen Semester haben wir – eine Studentengruppe im PR-Schwerpunkt und ich – dies zunächst als Ausgangspunkt für eine Marktstudie genommen. Ein Ergebnis: Im Rhein-Main-Gebiet gibt es zu PR allgemein und zu Online-PR im Besonderen noch kein so großes Angebot – schon gar nicht von einer Hochschule.
Davon ausgehend und ausgehend von den Wünschen der Befragten haben wir das Konzept für unser Pilotseminar, das am 11. und 12. November 2010 stattfinden wird, entwickelt. Hier wollen wir die Schritte „Verstehen“, „Zuhören“, „Strategien entwickeln“ und „Kommunizieren“ gehen. Ansprechen möchten wir vor allem PR-Praktiker aus der weiteren Region, vornehmlich aus der Unternehmenskommunikation. Im ersten Moment klingt es vielleicht überraschend, mit Studenten eine Weiterbildung zu planen und zu organisieren. Ich sehe da zwei Ebenen:
- Einerseits stellt natürlich die Frage: Können die Studierenden das denn?
- Andererseits fragt sich: Warum sollen sich Lernende mit Weiterbildung beschäftigen?
Hier sehe ich wiederum drei Aspekte: Zum einen arbeiten wir schon immer projektorientiert und haben mit unterschiedlichen Studentengruppen interessante und herausfordernde Projekte erfolgreich entwickeln können. Zum anderen habe ich vor gut zwei Jahren proklamiert, dass PR-Praktiker Kommunikation ermöglichen können sollten und damit zu Enablern werden. Mittlerweile findet diese Diskussion auf breiterer Ebene statt. Insofern halte ich es für konsequent, die Organisation von Schulungsangeboten etc. schon im Studium zu thematisieren (die entsprechende Studentengruppe ist noch im Diplomstudiengang). Und schließlich sehe ich zum dritten mit dem didaktischen Ansatz „Lernen durch Lehren“ das passende Handwerkszeug.
Insofern wird das Projekt – wir vermarkten das Seminar übrigens unter „Zukunft Online-PR. Das Seminar“ (kurz: #zopr) – von mehreren Seiten zu bewerten sein: Ein Aspekt ist der Erfolg des Seminars selbst – die Studenten haben nach der Marktforschung vom Geschäftsmodell über das inhaltliche Konzept bis zur Vermarktung alles selbst konzipiert. Der andere Aspekt ist der Nutzen bzw. Lerneffekt nicht nur für die Seminarteilnehmer, sondern auch für die Organisatoren. Und schließlich werden wir überlegen, ob wir Weiterbildungen wie diese künftig regelmäßig anbieten.
Insgesamt bin ich optimistisch: Ich glaube, noch selten hat sich in meinen Kursen eine Studentengruppe in so kurzer Zeit so schnell sowohl grundlegende PR-Kenntnisse sowie wichtige Aspekte der Diskussion zu Social Media Relations erarbeitet. Wir werden hier z.T. mit ganztägigen Seminaren anknüpfen. Und die Weiterbildung selbst? Im Moment sind noch ein paar Plätze frei, aber ich denke, dass das inhaltliche Konzept sinnvoll ist. Vielleicht kennen Sie ja jemanden, dem Sie „Zukunft Online-PR“ empfehlen möchten?
Weitere Informationen:
- Zukunft Online-PR. Das Seminar: Website, Facebook-Gruppe, Twitter
Wozu die Zurückhaltung?? Ich finde, Ihr Konzept ist inhaltlich sehr sinnvoll und vor allem kann es den Studenten viele Möglichkeiten eröffnen! Wenn nur jede Hochschule so innovativ und offen wäre…
LikeLike