Lesetipps zu Journalismus und Onlinekommunikation

In diesen Lesetipps geht es um drei Schwerpunktthemen: Kampagnen im Journalismus, Storytelling in der PR und eine Diskussion zur Zukunft von Social Networks. Hinzu kommen eine Menge Tipps zu weiteren Lesegeschichten, zu Tools und neuen Entwicklungen in der Onlinekommunikation.

Ok, ganz so formvollendet kommen meine Lesetipps nicht.
Ok, ganz so formvollendet kommen meine Lesetipps nicht.

Social Netzwork-Zukunft

Es geht um den Kampf um die Online-Identität. Chris Medina, ein ehemaliger Mitarbeiter von Google+ hat in einem längerem Artikel erklärt, warum er von der Entwicklung des Social Networks enttäuscht ist. Ein wichtiger Grund ist, dass er Google+ im Vergleich zu Facebook zu sehr als „Me too“-Produkt sieht, es aber wünschenswert sei, dass nicht Facebook allein einen großen Teil unserer Online-Identität unter seinen Fittichen hat. Eine Chance für das lahmende Google-Netzwerk sieht er darin, die bei Google vorhandenen Daten viel mehr zum Nutzen der einzelnen User bereit zu stellen. Der Autor Gideon Rosenblatt führt diesen Gedanken fort und arbeitet klarer heraus, dass Facebook vor allem auf den Social Graph (Freunde, Familie) setzt, während G+ noch viel mehr tun könnte, um den „Interest Graph“ weiter zu entwickeln, also Leute mit ähnlichen Themen und Interessen zusammen zu bringen, so dass man schon nicht bestehende Kontakte digital pflegt, sondern sich mit neuen Leuten vernetzt, was zu einem Suchmaschinenanbieter strategisch sicher gut passt.

 

Kampagnen im Journalismus

Den Link zu einem Artikel meines Kollegen Lorenz Lorenz-Meyer muss ich unbedingt nachreichen. Er plädiert dafür, dass Journalismus viel stärker Strategien des Campaignings nutzen sollte, um seiner Aufgabe in der Demokratie nachzukommen. Gemeint ist damit nicht, was landläufig als Kampagnenjournalismus bezeichnet wird, sondern ein orchestriertes Vorgehen, wenn es um wichtige Themenfelder geht. Statt nur auf tagesaktuelle Ereignisse berichtend zu reagieren, sollte Journalismus demnach selbst planvoll vorgehen, vorausgesetzt, eine Redaktion ist zum unabhängigen Urteil gekommen, dass ein Themenfeld entsprechend bedeutsam ist. Praktisch stelle ich mir vor, dass in diese Sinne ein Redaktions- und Aktionsplan zu erstellen wäre: So könnten unterschiedliche Perspektiven, Darstellungs- und Dialogformen, crossmediale Verknüpfungen bis hin zu Präsenzveranstaltungen etc. geplant werden. Statt des aus der PR bekannten „Call to action“ ginge es bei journalistischen Kampagnen jedoch mehr um einen „Call to be informed“ (so wäre jedenfalls mein Verständnis). Aufklärung in Reinkultur also.

Storytelling in der PR

Viele reden davon, aber gerade in Marketing und Kommunikation ist oft nicht so richtig klar, wie Storytelling funktionieren kann. Wobei: Die Fachkommunikation lebt in meiner Wahrnehmung schon immer stark vom Storytelling, denken wir beispielsweise an Success Stories. Eine Menge Anregungen und Beispiele für Storytelling sind nun durch eine Blogparade zusammengekommen, die Ed Wohlfahrt ausgerufen hatte. Beteiligt haben sich acht Experten, die ganz unterschiedliche Perspektiven zum Thema einbringen. Interessant finde ich zum Beispiel den Ansatz von Günter Exel, der Live-Kommunikation als Dienstleistung anbietet , vorwiegend im Tourismus. Er zeigt, wie Geschichten und Erlebnisse auf Social Media-Kanälen und Websites eingebunden werden können. Virtuell begegnet bin ich durch die Blogparade auch meinem früheren Promotionskollegen Thomas Hunter, der in seinem Beitrag den zielgerichteten Einsatz von Storytelling anmahnt und davor warnt, es als Allheilmittel zu preisen. Ergänzend dazu hat PR-Blogger Klaus Eck diese Woche ein Interview mit Petra Sammer (Ketchum Pleon) veröffentlicht, die vor ein paar Monaten ein Buch zu Storytelling in PR und Marketing geschrieben hat. Im Interview betont Sammer, dass Storytelling mehr ist, als eine gute Story oder einfach nur Personalisierung. Stattdessen sieht sie Storytelling als klares narratives Konzept; hierzu gehören typischerweise eine Hauptfigur, ein Held, ein Konflikt etc. Und da Unternehmen und Organisationen heute viel mehr eigene Kanäle zur Verfügung stehen, ergeben sich auch viel mehr Möglichkeiten zur Entwicklung guter Geschichten.

In Kürze

Internet der Dinge: Im Blog des World Economic Forum wird die Entwicklung von offenen Standards zum Internet der Dinge gefordert. Dazu gehöre zum einen eine eigene Sprache, um all die Dinge wie Sensoren, Devices etc. mit der Cloud zu verbinden – ähnlich wie HTML für die Web-Entwicklung eine wichtige Rolle gespielt hat. Andere Schwierigkeiten betreffen die Performance und die Sicherheit.

Werbefrei: Hach, wie angenehm, Grenoble wird werbefrei. Die 160.000-Einwohner-Stadt wird kommerzielle Werbung an Plakatwänden verbannen. Dass dadurch Platz für 50 neue Bäume frei wird, ist da nur ein Nebeneffekt. Werbung für gemeinnützige lokale Aktivitäten soll es weiterhin geben in Grenoble.

Youtuber: Bei wired gibt es eine richtig lange Lesegeschichte vor allem zu Youtuberinnen und ein wenig zu Vermarktern und Zuschauern.

Hochschulkommunikation: Gelegentlich gibt es Maulkörbe für Professoren, mehr oder weniger erfolgreich. Die Deutsche Universitätszeitung ist der Frage nach Kommunikationsstrategie zwischen Loyalitätspflicht und öffentlichem Interesse nachgegangen. Als ein in der Recherche Befragter habe ich dafür plädiert, dass Forscher zu ihren Themen direkt gegenüber Medien Stellung beziehen können sollten, während Hochschulpolitisches, Verwaltungs- oder Finanzfragen normalerweise von der Pressestelle beantwortet werden sollten. Ausnehmen sehe ich, wenn es ein massives öffentliches Interesse gibt und ein Thema in den öffentlichen Diskurs gehört.

Kuratieren: Netzwertig hat das neue soziale Netzwerk This vorgestellt. Die Idee: Jeder Nutzer darf pro Tag einen Link teilen. Genau einen. Der Hintergrund ist klar: Statt immer mehr (Unübersichtlichkeit) sollen die Nutzer durch eine klare Fokussierung gewonnen werden. Hinter dem Ganzen steht das Medienhaus Atlantic Media (u.a. The Atlantic, Quartz). Noch ist This nur auf Einladung hin nutzbar.

Monitoring: Alle Monate wieder, aber immer wieder interessant sind Tool-Tipps zum Social Media Monitoring, diesmal bei der Karrierebibel.

Twitterwalls: So lange man sie nicht hinter Rednern aufstellt, können Twitterwalls bei Events ja manchmal ganz nützlich sein. Beim MonitoringMatcher werden sieben kostenlose Tools dazu vorgestellt.

RIP PageRank: Es war einmal. Damals sollte der so genannte PageRank von Google auf Basis von Verlinkungen die Relevanz einer Website anzeigen. Ich hab das Thema ewig nicht mehr auf dem Radar gehabt, vielleicht ja, weil Google sich vor zwei Jahren davon verabschiedet hat? Also: Falls vorhanden, können entsprechende Browser-PlugIns nun gelöscht werden.

Video der Woche: Höchst subjektiv natürlich, so ein Schlagwort, aber ich finde das aktuelle Edeka-Video sehenswert. Und es passt ja so schön in die Adventszeit