Ergänzend zum Format der wissenschaftlichen Tagung gibt es nächste Woche (5.11.2016) an der Hochschule Hannover ein Barcamp zur Zukunft der PR.
((Crossposting: Dieser Beitrag ist wortgleich im Blog von Swaran Sandhu erschienen.))
Vordergründig sieht sie ja fabelhaft aus, die Zukunft der PR. Immer mehr Jobs entstehen in diesem Feld, die Forschung hat sich weitgehend etabliert und gegenüber Nachbardisziplinen ist das Standing nun auch nicht schlecht. Eitel Sonnenschein?
Zugleich beobachten wir: Medien geht das Geschäftsmodell verloren, sie wie auch die etablierten Parteien oder andere Institutionen verlieren Vertrauen. Nicht wer auf Ausgleich und Dialog aus ist, scheint zu gewinnen, sondern wer Ängste schürt und sich nicht um Fakten kümmert. Welche Rolle spielt die PR in solchen Szenarien? Genügt es, sich darüber zu freuen, dass sie ganz andere Publikationsmöglichkeiten als früher hat und zukünftig dank Datenanalysen mit Stakeholdern individuell kommunizieren kann? Oder betreffen sie das öffentliche Meinungsklima – so es das gibt – doch stärker?
Ein anderes Thema: Die PR-Branche selbst ist in heftiger Bewegung. Zum ersten beanspruchen Marketer Themen, für die bisher PR-Profis die Kompetenz beansprucht haben: die Entwicklung eigener Medien und Publikationen. Gleichzeitig wittern Verlage im Umfeld von Content Marketing das große Geschäft mit Unternehmenskunden, Stichwort: Content Marketing. Einige PR-Agenturen fragen sich bereits, wo in diesem Szenario künftig ihr Platz ist. Dahinter steht unter anderem die Frage, wie Auftraggeber bzw. Entscheider die Leistung der PR wahrnehmen. Zum zweiten erhebt die Content Strategie den Anspruch, auf dem Weg zu einer Disziplin zu sein, nimmt aber in der Praxis Aufgaben wahr, die in weiten Teilen auch von der PR erledigt werden könnten. Und schließlich ist drittens festzustellen, dass sich Kommunikationsabteilungen derzeit in vielen Unternehmen neu erfinden, und z.B. klassische Arbeitsteilungen wie zwischen interner und externer Kommunikation formal aufgelöst und Newsrooms eingerichtet werden. Für WissenschaftlerInnen stellen sich durch diese Entwicklungen ebenfalls Fragen, etwa zu Berufsrollen, Geschäftsfeldern und natürlich der wissenschaftliche Begleitung solcher Entwicklungen.
Um Raum für solche (und ggf. andere) Diskussionen zu haben, ist das Barcamp „Zukunft der PR“ geplant, und zwar am 5. November 2016 an der Hochschule Hannover. Es ist natürlich kein Zufall, dass dieses Barcamp genau dort stattfindet: Denn es schließt direkt an die Jahrestagung der PR-Forscherinnen und -Forscher an, die sich in der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) engagieren. Und es ist die 25. wissenschaftliche Konferenz dieser Art. Zu diesem Jubiläum, so dachten wir, steht es Wissenschaftlern, Studierenden und Praktikern gut an, in einem offenen Format aktuelle Fragen zu diskutieren. Wir sind deshalb den Gastgebern in Hannover dankbar, dass sie unsere Idee aufgegriffen haben und das Barcamp als Ergänzung zur klassischen wissenschaftlichen Tagung ins Programm genommen haben. Das Ganze wird kein riesiges Barcamp werden, aber wir sehen es als einen Schritt, um für Interessierte einen Raum für Austausch zu geben.
Wie bei einem Barcamp üblich, gibt es eben keine vorgefertigte Agenda und jede/r ist aufgefordert, Themen und Fragestellungen einzubringen. Wir sind sehr gespannt, wie dieser Diskussionsraum genutzt bzw. gefüllt wird. Unser Eindruck jedenfalls ist, dass das klassische Konferenzformat mit der genau getakteten Präsentation von Papers und anschließender kurzer Diskussion nach wie vor wichtig ist, um sich genauer mit einer eng umrissenen Fragestellung zu beschäftigen, zum großen Teil jedoch retrospektiv.
Wir haben jedoch auch den Eindruck, dass wir mehr tun sollten. Was uns bisher fehlt, ist die Möglichkeit, eines fachlichen Austauschs, in dem nicht ex post nur Forschungsergebnisse diskutiert werden, sondern wir erhoffen uns einen Austausch über zukünftige Fragen des Feldes, Forschungsideen, Erfahrungen und so fort. Das Barcamp Zukunft der PR vielleicht ein Schritt in diese Richtung. Eingeladen sind dazu natürlich auch interessierte Studierende und PraktikerInnen. Zur Anmeldung geht es hier.
(Thomas Pleil & Swaran Sandhu)
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