
Vor einiger Zeit schon habe ich mir vorgenommen, hier im Textdepot öfter mal wieder die Lehre zu thematisieren – entweder durch Diskussion von Fragen rund um die PR-Lehre oder durch Bereitstellen von Inhalten. Beginnen wir mit zwei Themen: einer Blaupause für einen Social Media-Kurs und der Diskussion um Laptops im Unterricht.
Just als ich mich an diesen Post hier machen wollte, kam mir etwas Tolles von Howard Rheingold unter: Er hat ein Kursprogramm zu Social Media online gestellt (danke für den Tipp, Heinz). Das Ganze ist als Uni-Seminar geplant und fordert den Studierenden einiges ab. Auf sie kommt einiger spannender Lesestoff zu und sie üben Online-Kollaboration in verschiedenen Konstellationen und mit zahlreichen Instrumenten (von der Live-Berichterstattung über das Schreiben von Wiki-Artikeln bis zur Diskussion in Foren). Für mich als Lehrenden besonders spannend sind die so genannten Learning Outcomes, die Rheingold formuliert hat. Dort steht an erster Stelle das Thema Aufmerksamkeit. Die Studierenden sollen erfahren, wie sie ihre Aufmerksamkeit (in Zeiten von Informationsfluten) steuern. Andere Lernziele sind der kritische Umgang mit Informationen, der Einsatz von Online-Tools zur Zusammenarbeit oder (besonders wichtig) ein angemessenes Verhalten online. Klar, dass diese Ziele ganz ähnlich auch bei uns im Studiengang erreicht werden sollen. Ich werde mir im nächsten Schritt noch Rheingolds Literatur genauer anschauen und die Art, wie die einzelnen Übungen konzipiert sind und was davon eventuell sinnvoll für unser Studenten genutzt werden kann. Im Gegensatz zu vielen Universitäten haben wir jedoch keinen reinen Social Media-Kurs, sondern integrieren den Aufbau der entsprechenden Kompetenzen in PR-Fachveranstaltungen (bzw. tun dies die Kollegen im Journalismus).
Entsprechend wird in Kürze wieder nebenan in den PR-Fundsachen gebloggt, und auch Facebook und Twitter (ein paar Erfahrungen) werden wir wieder nutzen, das Team überlegt sich gerade ein neues Konzept. Für die interne Kommunikation und das Projektmanagement nutzen wir übrigens eine Facebook-Gruppe sowie Google Sites. Und zum Ende des Semesters soll auch wieder ein eBook entstehen – das Thema verrate ich noch nicht, das Ganze wird ein Ergebnis eines größeren Projektes sein, das ich in den nächsten Tagen hier vorstelle.
Beim Absurfen erster Links in Rheingolds Angebot bin ich auf ein Thema gestoßen, das auch meine Kollegen im Studiengang und vor allem die Dozenten aus der Praxis bewegt: Das Notebook im Unterricht. Jetzt sollte man ja meinen, in einem Studiengang für Online-Journalismus bzw. in einem Schwerpunkt Online-PR wundert sich niemand, wenn die Studenten Rechner dabei haben und nutzen. Tatsächlich (ver-)stört das jedoch immer wieder und war prompt Anfang der Woche bei einem Dozententreffen einmal mehr intensiv diskutiert worden. Das Beruhigende: Das Thema scheint überall virulent zu sein, deshalb erst einmal ein längeres Zitat von Amy Bruckman, Associate Professor of Interactive Computing im College of Computing bei der Georgia Tech-Universität:
When I go to a meeting, I almost never bring my laptop. I have a light one and I could easily bring it along. But I know that if I do, I will not pay attention.I am terrible that way. Someone will start saying something redundant, boring, or irrelevant, and I’ll take that moment to look down at my laptop. I’ll check my email. I’ll check Facebook or Twitter.My attention will stray, and when I look up again I will find that the boring/irrelevant moment is long over, and I’ve missed something significant. I’ve missed part of the point of why I bothered to be there in the first place.
I know some of you genuinely find it helpful to take notes on a computer. I also know that others really do use your computer to look up more information about what we’re talking about. And sometimes those contributions are invaluable to the whole class. I also know that some of you are on Facebook or checking email. You need to ask yourself a question: What do I want to get out of being here in class?
Wie Amy Bruckman schreibt, ist der Einsatz von Laptops im Seminarraum zweischneidig: Sie können ablenken, sie können Arbeitstools sein und sie können damit das Lernen beeinträchtigen oder unterstützen. Die Kollegin appelliert schließlich an die Verantwortung der Studenten und fordert nur, dass in ihren Seminaren nicht gespielt bzw. andere nicht gestört werden. Damit ist eigentlich das Wesentliche gesagt. Einzige Variante: Es gibt Phasen im Unterricht, die volle Präsenz erfordern – bestimmte Diskussionen oder entsprechende Lehrinhalte. Dann lassen sich die Notebooks einfach zuklappen. Oder die Gruppe geht für eine halbe Stunde hinaus in die Sonne. Hierauf freue ich mich auch.
Weiterführende Artikel im Textdepot:
- Euroblog 2008: Social Media in der Lehre
- Lehre: Mit Zielvereinbarungen ins neue Semester
- Google Sites in der Lehre: Praktische Wegwerf-Wikis
Danke für den Link auf den Syllabus (spannend)! Viele Grüße, Alexander Stocker
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