Zwiespältige Webautomation

Heute habe ich mal keine Lesetipps hier im Blog, sondern ein paar rohe Gedanken zu Webautomation. Mein Ausgangspunkt: Nachdem ich neulich die Lesetipps zum Wochenende mit storify gebastelt habe, hat mich das Thema Webautomation begleitet. Und ich bin mir darüber noch nicht so im Klaren.

Gerade für die Lesetipps, also im weitesten Sinne Content Curation, könnten Tools wie storify ideal sein. Tatsächlich ist das Tool bequem zu bedienen und das Ergebnis sieht auch sehr schön aus – auf der Website von storify. Übernimmt man das Ganze zum Beispiel in ein WordPress-Blog und schaut nur mal kurz, welcher Code da produziert wird, dann zeigt sich ein ziemliches Tohuwabohu, und es ist nicht verwunderlich, dass ein Überarbeiten eines solchen importierten Posts extrem mühsam, weil unübersichtlich ist – und sei es, um Abstände zu optimieren. Richtig unangenehm für die Leser eines Blogs wird das aber, falls sie die Artikel per Mail abonniert haben – eine Funktion, die WordPress.com anbietet. Das Ergebnis ist je nach Mailclient ziemlich unschön.

Mit einem anderen Lieblingstool IFTT (If This Then That) sollte man deshalb auch vorsichtig sein, wenn am Ende der Bezugskette von Inhalten E-Mails stehen können. Beispiel: Man kann automatisieren, dass die im Feed-Reader markierten Beiträge oder in Slideshare favorisierten Slides irgendwo anders gepostet werden, zum Beispiel in einem Posterous-Blog. Wehe aber, dieses hat jemand per Mail abonniert: Auch hier kann das Ergebnis ziemlich hässlich sein.

Andererseits erleichtert Webautomation mir selbst das Onlineleben gewaltig. Weit verbreitet sind Tools wie Read it Later oder eben IFTT, das ich besonders gern nutze, wenn es um meine eigenen Arbeitsabläufe geht. Beispielsweise wandern dank dieses Tools einmal von mir auf Facebook oder Twitter geteilte Links automatisch in mein Social Bookmark-Archiv. Oder Instagram-Fotos werden auch auf Flickr gesichert.

Mein Zwischenfazit:

Webautomation möchte ich nicht missen, vor allem für mein persönliches Informationsmanagement. Ich werde aber möglichst selten Inhalte von externen Tools in Blogumgebungen übernehmen, denn zumindest das Textdepot hat relativ viele E-Mail-Abonnenten.

Andere Automatismen

Ein automatisches Crossposten (z.B. zwischen Facebook und Google+ oder/und Twitter) mag ich ohnehin nicht. Ausnahme sind für mich Fotos, die ich von Instagram oder meinem Fotoblog automatisch auch nach Facebook posten lasse.

Natürlich gibt es sehr viel mehr Möglichkeiten, einmal aufbereitete Inhalte an anderer Stelle und damit sich oder anderen Zielgruppen bzw. auf anderen Endgeräten zugänglich zu machen. Auch das ist natürlich Geschmacksache: Rein automatisierte Systeme sind mir da ehrlich gesagt unsympathisch bzw. bringen mir nichts. Ich denke da zum Beispiel an tägliche Zusammenfassungen laut mathematischer Algorithmen wichtiger Tweets aus dem Netzwerk anderer Twitterati. Solche „Twitter-Zeitungen“ oder wie die Produkte auch heißen mögen, empfinde ich in meiner Timeline mittlerweile eher als störend. Der Grund: Meist habe ich die mich wirklich interessierenden Themen auch anderswo schon gesehen.

Ein wohl recht neues Tool, das in den letzten Tagen in meinem Netzwerk mehrfach auftauchte, ist Readlists. Mit ihm kann man Artikel zu einem Thema sammeln und schwupps werden diese in ein eBook gegossen (z.B. als epub bzw. im Kindle-Format). So etwas kommt mir wie gerufen. Beispielsweise möchte ich damit im nächsten Semester Lesestoff als Hausaufgaben für Studenten zu bestimmten Themen zusammenschnüren. Allerdings muss ich damit noch Erfahrungen sammeln. Was mir aber an der Idee von Readlists gefällt: Ähnlich wie bei Storify wähle ich manuell die Inhalte aus und sie werden für andere (Lese-)Orte neu verpackt. Gut vorstellen kann ich mir auch, auf diese Weise digitale Lesestapel für längere Bahnfahrten mit dem iPad vorzubereiten. Einmal auf’s mobile Gerät geladen, kann man die Beiträge auch offline lesen (so lange man natürlich keinen weiterführenden Links folgen will).

Insofern könnte ich mir auch vorstellen, einmal aus einem Blog wie dem Textdepot einige Beiträge zusammen zu packen und in ein eBook zu gießen. Passend zu diesem Beitrag hat Marie-Christine Schindler mich eben auf Twitter gefragt, was ich davon halte. Entscheidend für mich ist da die Frage der Aktualität. Wenn ein Beitrag auch noch in ein paar Monaten lesenswert ist (und dazu gehört, dass man ihn dann noch verstehen und einordnen können muss und die Aussagen darin dann noch gültig sind), kann er für meinen Geschmack durchaus auch in ein eBook. So etwas könnte prima für kurze Anleitungstexte passen oder ähnliches. Tatsächlich hatte ich einmal damit begonnen, auf Basis des Textdepot ein eBook zu basteln als iBooks Author herausgekommen ist. Damals wollte ich das sehr magazinig gestalten und das Textdepot mit meinem Fotoblog zusammenbringen. Doch das kostet Zeit und blieb bisher unvollendet. Das ist mir aber lieber, als eine automatisierte Lösung, in der einfach alle Artikel zusammengeklöppelt würden. Das kann’s aus meiner Sicht nicht sein. Denn eine Übernahme in andere Formate oder in andere (soziale) Umgebungen erfordert aus meiner Sicht, dass die Inhalte den dortigen Bedingungen und Interessen angepasst werden.

Insgesamt ein sehr weites Feld, über das ich in nächster Zeit intensiver diskutieren und nachdenken möchte. Insofern kann dieser Blogpost nur eine Momentaufnahme sein.

Wie denkt Ihr über diese Themen, die ich zugegebenermaßen ziemlich bunt zusammengemischt habe?

7 Kommentare

  1. Automation im Bereich von Inhalten artet wohl immer in Arbeit aus. Zwei Punkte in deinem Post halte ich für zentral: Beiträge müssen (inhaltlich) eingeordnet werden können und sie müssen in den Kontext passen. Ohne ein paar erklärende Worte, oder eben eine Art Moderation wird das nicht gehen. Ob das Readlist hergibt weiss ich nicht, dafür habe ich noch zu wenig und erst auf dem Pad damit gearbeitet. Gezielt zusammengestellter und kuratierter Lesestoff bietet aber nicht nur in der Bildung einen Mehrwert, sondern auch eine Chance für Unternehmen für die Stakeholder-Bindung oder auch für die interne Kommunikation.

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    1. Da hast Du natürlich völlig recht, die PR-Anwendung hab ich mal vorausgesetzt ;) Bei ihr gilt Dein anderer Aspekt umso mehr: Man kann in den meisten Situationen nicht irgendwelche Inhalte unkommentiert zusammenbinden und einfach nur seinen Stakeholdern vor die Nase setzen.

      Wir wissen ja schon lange aus anderen Zusammenhängen, dass Nutzer so etwas überhaupt nicht goutieren. Es kommt ja nicht von ungefähr, dass z.B. Auto-Posts aus Twitter in Facebook die niedrigsten Interaktionsraten haben. (Und ich gebe zu: ich blende jemand, der das konsequent macht, irgendwann aus).

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    2. „Automation im Bereich von Inhalten artet wohl immer in Arbeit aus.“

      Das wäre allerdings das Gegenteil von dem, was es soll.

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  2. Lustigerweise beschäftige ich mich konzeptionell mit dem Gedanken, dass man Inhalte aus einem Weblog auch in Print-Formate (bzw. EBook) gießen könnte, schon die letzten paar Wochen. Die Vorstellung ist natürlich prima: man wählt quasi die besten Beiträge, die thematisch und bzgl. der Zielgruppe zusammenpassen und gießt sie ein einfaches Layout. D.h. man hat ein relativ wertiges, zielgruppenspezifisches Printprodukt ohne riesigen Mehraufwand. Allerdings bin ich mir noch nicht sicher, welche Stolpersteine da evtl. noch warten (abseits der Aktualität). Natürlich würde man wahrscheinlich mit diesem Vorhaben im Hinterkopf auch die Schreibe im Blog automatisch schon ein wenig anpassen. Ob das nun gut oder schlech ist, sei mal dahingestellt.

    Ich könnte mir vorstellen, dass es im wissenschaftlichen Bereich ganz gut klappt, da gerade Themen aus dem Bereich Forschung häufig nicht so schnell auslaufen (bspw. eine Ausgabe am Jahresende).

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  3. Das Thema ist äussert interessant. Automation ist für mich vor allem dann interessant, wenn sie auf Crossmedia-Publishing abzielt. Dass die simple Übernahme von Content in ein n-tes Medium dabei nicht der Sinn des Ganzen sein kann, ist klar (obwohl ich selber es aus Bequemlichkeit auch manchmal mache). Sinnvolle Automation ist für mich eher die Zurverfügungstellung einer praktischen, übersichtlichen, übergreifenden Redaktionsplattform, auf der ich jeweils auf der Basis konzeptioneller Überlegungen entscheiden kann, was wie wohin geht, siehe http://www.sixclicks.de/content-management/so-wird-crossmedia-publishing-in-social-media-funktionieren/ .

    Gibt es tatsächlich ein (kostenloses) Redaktionssystem, mit dem Facebook und Google+ gleichzeitig beschreiben kann?

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