Der Titel klingt ja irgendwie nach „naja, muss halt sein“, und entsprechend war ich etwas skeptisch, was der Band „Wir machen dieses Social Media“ bieten könnte. Doch ich wurde überrascht, positiv. Das liegt am Konzept des Buches: In 34 Artikeln berichten Praktiker aus großen und kleinen Unternehmen und aus NGOs und zeigen, wie in den jeweiligen Organisationen mit vielfältigen Aspekten dieses Social Media umgegangen wird. Angereichert ist das Ganze mit einer Menge Erfahrung, die man eben nur gewinnen kann, wenn man eine Weile dabei ist und wenn man auch Dinge, die nicht so gut gelaufen sind, reflektiert.
Insofern liegt der größte Wert des Bandes aus meiner Sicht nicht darin, mit seiner Hilfe überhaupt Social Media zu verstehen oder einzuordnen. Hierzu gibt es ja auch viele andere Bücher. Am wichtigsten erscheint mir, dass man ein Praxisbeispiel nach dem anderen hat und Einblicke bekommt, wie -in Unternehmen wie zum Beispiel Paypal, Opel, Tchibo, Villeroy & Boch oder im Nonprofit-Bereich (Greenpeace oder UNDP) Social Media verstanden werden und was die Verantwortlichen daraus weiter geben. Insofern empfinde ich es als ganz angenehm, dass die Herausgeberinnen Malina Kruse Wiegand und Annika Busse die Agenturperspektive hier eher reduziert präsentieren (so sehr ich viele Agenturvertreter ob ihrer Social Media-Kenntnisse schätze). Aber wenn ein Unternehmensvertreter – etwa von Microsoft oder von Siemens – zu Social Media Governance oder zur Youtube-Strategie berichten, ist das natürlich besonders authentisch. Sicher sehr hilfreich sind auch Beiträge, die stärker auf Rollen (z.B. „Wie trennt man Privates und Berufliches?“) und Job Profile – zum Beispiel von Community Managern oder Social Media Managern – eingehen und Arbeitsabläufe beziehungsweise den Arbeitsalltag beschreiben. Dass dabei nicht alle Artikel sehr dicht geschrieben sind und manchmal ein bisschen stark die Ratgeberhaltung durchkommt, kann ich verschmerzen. Klar ist für mich, dass ich einzelne Erfahrungsberichte als passende Ergänzung in die Lehre integrieren kann. Und wer nicht lehrt, kann vermutlich die ein oder andere beschriebene Erfahrung ins eigene Unternehmen tragen.
Malina Kruse-Wiegand/Annika Busse (Hg.) (2013): Wir machen dieses Social Media, 474 Seiten, 34,90 Euro (o’Reilly)
Da ich das Buch nicht gelesen habe, frage ich an, ob die Autoren sich aus der manifestierten Praxis-FilterBubble der Social Media-Kommunikation in Unternehmen auch herauswagen und ebenso wissenschaftliche Erkenntnisse anführen oder sich nur selbst zitieren, wie es leider in praxisorientierten Beiträgen immer wieder passiert. Meiner Meinung nach stellt erst der Mix aus Praxiserfahrung und akademischer Forschung den immer gesuchten ‚goldenen Mittelweg‘ dar.
Viele Grüße
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In dieser Hinsicht hätte ich mir tatsächlich mehr gewünscht (zumindest bei vielen Artikeln). Insofern sehe ich das Buch allein leider auch nicht als das wirklich Optimale an, sondern als nützliche Ergänzung z.B. zum Buch von Marie-Christine Schindler und Tapio Liller oder vielleicht auch zu unserem Handbuch Online-PR.
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Danke. Ich wollte es hier nicht direkt anbringen, um den Schein der Werbung zu vermeiden, aber vor allem letzteres Werk trifft meine Vorstellung des
‚goldenen Mittelweges‘ schon ganz gut und gehörte daher auch in meiner
Arbeit zur Grundlagenliteratur. VG
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:) Freut mich!
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Danke für die Empfehlung unseres Buches. Das hier Rezensierte liegt bei mir zuoberst auf dem Lektüre-Stapel. Ich bin gespannt.
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„PR im Social Web“ (Auflage 1 mit Widmung an Uwe Knaus ^^) war natürlich ebenso eines der Grundlagenbücher, vor allem als ich vor drei Jahren einen ersten Einstieg in die Materie der Social Media und des Shitstorms suchte.
Übrigens ist es bis heute die einzige Quelle, die der Social Media-Krise
drei Verlaufsarten zuteilt :) VG
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Ganz herzlichen Dank für ihr Feedback und die positive Rezension. Beste Grüsse, Malina Kruse-Wiegand
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