Lesestapel zum Wochenanfang

Fallbeispiele, Studien, Quellen. In letzter Zeit hat sich wieder einiges gesammelt in meinem digitalen Lesestapel. Eine kleine Auswahl habe ich zum Wochenbeginn zusammengestellt. Dabei sind mehrere Tipps zu Fotos in der Onlinekommunikation, außerdem geht es um Erwartungen von Kunden zur Kommunikation in Social Media-Profilen, die manchmal schiefe Weltsicht von PR-Praktikern, wenn es um strategische Fragen geht, einen Vortrag, den ich beim Deutschen Studentenwerk gehalten habe und ein paar kleinere Perlen.

Bilder in der Onlinekommunikation: Tipps und Tricks

Ein Satz, den ich in Vorträgen zu Onlinekommunikation fast immer einbaue, lautet: „Das Web ist visuell“. Längst ist das natürlich eine Binse, genauso wie das mobile Web. Aber für viele Unternehmen und nach meinem Eindruck besonders für Institutionen ist die visuelle Kommunikation im Web nach wie vor eine große Herausforderung. Nonprofit-Organisationen, die von der Wichtigkeit von Bildern auf der Website noch nicht ganz überzeugt sind, finden im Fundraising-Netz zehn plausible Gründe dafür. Doch natürlich geht es nicht nur um den Bildeinsatz auf Websites, sondern auch um den Umgang mit Bildplattformen im Social Web. Sehr detaillierte und teils mit Statistiken untermauerte Tipps gibt die Marketing-Beraterin Heidi Cohen Unternehmen, die Instagram nutzen möchten. Ein kleines, aktuelles Beispiel für den Einsatz von Instagram in der PR kommt aus Los Angeles: Dort hat das County Museum of Art Instagramer vor der Eröffnung einer Ausstellung zu einem Preview-Event eingeladen.

Nach meinem Eindruck oft unterschätzt ist Pinterest, das eher als Plattform zum Bilder-Kuratieren zu sehen ist. Eine interessante Anleitung, wie man in Pinterest auch Videos, Präsentationen oder Podcasts publizieren kann, gibt es beim Social Media Examiner. Wer Pinterest noch nicht richtig kennt, findet bei meedia ein Erklärstück. Übrigens scheint sich allmählich die bisher sehr starke Mehrheit von Nutzerinnen von Pinterest zu relativieren. Einige Tipps zum Einsatz von Pinterest in der Markenkommunikation gibt es in dieser Präsentation:

 

Ach, und weil wir noch bei Bildern sind: Vor ein paar Wochen schon hatte Annette Schwindt erklärt, wie man mit Fotobeiträgen bei Facebook etwas für die Reichweite tun kann.

Service statt Marketing im Social Web

Fallbeispiel Swisscom. Ähnlich wie die deutsche Telekom ist auch die Swisscom im Social Web intensiv beim Thema Kundensupport dabei. Im Interview mit futurebiz hat der Leiter des Social Media-Teams, Jan Biller, ein paar interessante Einblicke gegeben. Strategisch: Wie so oft war das Marketing Initiator für Facebook- und Twitter-Aktivitäten – nur die Kunden wollten’s anders, so dass ein Großteil des Contents auf den entsprechenden Seiten mittlerweile durch Kundenservice bestimmt wird, allerdings gemischt mit Marketing- und PR-Themen. Billers Perspektive sagt nicht nur etwas über Anforderungen an ein Telekommunikationsunternehmen:

„Die Zahl der Anfragen verdoppelt sich alle 6 Monate. Ich denke, wir müssen das ganze Unternehmen „Social“ machen und mehr Mitarbeitenden ermöglichen, die Kanäle & Web 2.0 Prinzipien zu nutzen. Das reicht von Service bis Open Innovation. Ich denke, die Ära der Spezialisten im Unternehmen neigt sich dem Ende zu, denn über kurz oder lang sollte ein Grossteil der Mitarbeitenden auf diesen Kanälen (natürlich gut geschult und mit klarem Ziel) aktiv sein können.“

Etwas grundsätzlicher wird das Problem übrigens in der ComGap-Studie aufgedröselt, die u.a. mein Kollege Ansgar Zerfaß im Auftrag von Ketchum Pleon erstellt hat. Dort wird deutlich, dass Kommunikationsleute Erwartungen von Verbrauchern ziemlich schlecht einschätzen können: Während die PR-Profis meinen, Innovationen und Finanzkraft helfen, ein Unternehmens als führend darzustellen, erwarten Verbraucher dagegen viel mehr Kundenservice und soziale Verantwortung von Firmen. Eine andere Diskrepanz ergibt sich bei den Kommunikationskanälen: Während PR-Leute Interviews ihrer Chefs in der Presse und die Website für besonders meinungsbildend halten, sehen das Befragte aus der Bevölkerung viel weniger. Statt dessen halten diese verschiedene Werbeformen (Radio, TV, Online) für wirksamer als die PR-Leute. Insgesamt werden Reden und TV-Auftritte als besonders wichtig gesehen, wenn es um das Führungsimage geht. Alle Ergebnisse gibt’s auf Slideshare.

http://www.slideshare.net/ketchumpleongermany/comgap-2014-sample-report-germany-1

Mit Google von Werbung freikaufen?

Schafft ausgerechnet Werbevermarkter Google neue Finanzierungsmöglichkeiten für den Onlinejournalismus? Das wäre ja schön. Worum geht es? Vor ein paar Tagen hat Google in den USA die Möglichkeit eingeführt, sich als Webnutzer von Werbung frei zu kaufen. Sprich: Wer auf – zunächst zehn – beteiligten Websites keine Werbung sehen möchte, bezahlt hierfür ein bis drei Dollar im Monat. Mich erinnert das an den europäischen Micropaymentdienst flattr, mit dem Nutzer für besonders gute Beiträge bezahlen oder auch kleinere Summen an NGO spenden können. Auch wenn viele sagen, guter Onlinejournalismus sei ihnen viel wert – durchgesetzt hat sich diese Bezahlmethode wirklich nicht. Ob das angesichts von AdBlockern sich mit dem Projekt Google Contributor ändert? Ich bin skeptisch.

Vortrag: Onlinekommunikation von Studentenwerken

Die Studentenwerke haben in Deutschland vielfältige Aufgaben: Dazu gehört unter anderem der Betrieb der Mensen und Studentenwohnheime, die Unterstützung Studierender, wenn es um Finanzen (Bafög-Amt) oder besondere Bedürfnisse geht (z.B. von ausländischen Gast-Studies oder Studis mit Handicap), aber natürlich auch die Vertretung der Interessen Studierender. Hieraus ergibt sich, dass die Studentenwerke einerseits praktisch alle Studierende als Zielgruppe ihrer Kommunikation haben, aber beispielsweise auch Akteure in Politik und Verwaltung. Einmal im Jahr treffen sich die Kommunikationsleute der deutschen Studentenwerke zu einer Tagung, um Erfahrungen auszutauschen und strategische Fragen zu diskutieren. Diesmal war ich eingeladen, durch einen Vortrag zunächst einen Impuls zu Onlinekommunikation zu geben und dann einen Workshop zu halten gemeinsam mit Lisa Bredenbals, einer Absolventin unseres Studiengangs, die einige Zeit im Verwaltungsrat unseres lokalen Studentenwerks aktiv war.

Auffällig für mich: Ein gutes Drittel der etwa 60 Teilnehmer hat berichtet, dass sie im Moment an einem Relaunch ihrer Website arbeiten – unter anderem mit Blick auf deren mobile Nutzung. Für die Bebilderung wird übrigens gemeinsam mit einem Dienstleister an einer gemeinsam nutzbaren Datenbank gearbeitet, was vor allem für die Illustration abstrakter Themen hilfreich sein dürfte. Natürlich sind die meisten Studentenwerke auch in den sozialen Medien aktiv – was bei der Zielgruppe der Studierenden ja selbstverständlich sein sollte. Allerdings haben die Kommunikationsexperten mancherorts intern noch einige Überzeugungsarbeit zu leisten, zumal die Kommunikation nicht überall einen sehr hohen Stellenwert hat bzw. gelegentlich institutionell gebremst wird – wobei es umgekehrt durchaus Studentenwerke mit mehrköpfigen Kommunikationsteams und eigenen Stellen für das Social Media-Management gibt.

Eine der großen Herausforderungen der Onlinekommunikation mit Blick auf Studierende ist sicher der Wildwuchs an Kommunikationskanälen. Hier sind die meisten Hochschulen schon (ich nehme unsere nicht aus) wahre Meister. Da ist es dann für Studentenwerke nicht ganz einfach, als Marke mit einem umfassenden Angebot an Services wahrgenommen zu werden. Insofern haben wir im Workshop intensiv über Hürden für eine bessere Onlinekommunikation diskutiert und vor allem zusammengetragen, wie es in einzelnen Institutionen gelungen ist, diese zu meistern. Deutlich wurde einmal mehr, dass gelingende Onlinekommunikation eine gelingende interne Kommunikation voraussetzt, ebenso wie die Offenheit, mit anderen zu kooperieren und alt bewährte Prozesse gelegentlich zu hinterfragen. Mein Vortrag ist hier auf Slideshare:

Kurz notiert

Meta, meta: Die Bundeszentrale für politische Bildung hat etliche Quellen gesammelt zum Lernen mit Videos. Dazu gehören zahlreiche praktische Tipps für das Erstellen von Lernvideos, Beispiele, aber genauso auch Interviews mit Youtubern etc.

Fallbeispiel: Social Media bei den Vereinten Nationen – ein Interview mit der Social Media-Managerin Gisella Lomax von der UN in Genf.

Events: 2015 lässt grüßen und Renate Eck hat netterweise schon eine Menge Kongresstermine zu Marketing und Kommunikation zusammengetragen.

Demo-Twittern: Auch während der Blockupy-Demo bei der EZB am vergangenen Wochenende hat die Frankfurter Polizei live getwittert (und zwar nicht humorlos) und dafür sogar Anerkennung von der taz geerntet (was sicherlich auch an der gesamten Einsatzstrategie lag, die wohl doch ganz anders war als im vergangenen Jahr).

 

3 Kommentare

  1. Kompliment an Sie, Herr Pleil für die hochwertige Auswahl an Lesetipps. Die Einbindung von Slideshare ist eine tolle Idee, die ich bisher in der Form noch auf keinem anderen Blog wahrgenommen habe. Praktisch ist, dass ich nicht beim Lesen Ihres Artikels parallel 20 verschiedene Tabs aufmachen muss. Noch praktischer wäre es, wenn die Präsentationen auf Ihrer Seite etwas größer wären, da einige Folien in der dargestellten Größe nur sehr eingeschränkt lesbar sind.

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    1. Freut mich, wenn Ihnen die Lesetipps hilfreich sind. Was Slideshare betrifft: Das muss ich mir mal anschauen. Bis dahin folgender Tipp: Rechts unten neben der Zahl der Seiten gibt es in der Slideshare-Präsentation einen Knopf, mit dem man die Präsentation bildschrimfüllend anschauen kann. Wenn Sie dann auf die Taste „Esc“ gehen, sind Sie wieder im Blogpost.

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