Datenkacke

Es ist erst acht Uhr am Abend.
Doch es fühlt sich an wie mitten in der Nacht.
Wir drehen für heute die letzte Runde, mein Hund und ich.
Am anderen Ende der großen Wiese hüpft ein neongrüner Lichtstreifen.
Der schwarze Schatten neben mir rennt los.
Schon umkreisen sich der Lichtstreifen und der Schatten.
Die Hunde spielen begeistert.
Ein wenig später kommt mein kleiner Schatten zurück
und tut, was ein Hund eben so tun muss auf der letzten Abendrunde.

Ich habe die Tüte schon zur Hand,
als die Besitzerin des neonbeleuchteten Pfotenfreundes
den kleinen braunen Kaktus grell mit ihrer LED-Taschenlampe ausleuchtet.
Das Ganze ist direkt unter einer Straßenlaterne platziert.
Ein Mülleimer daneben.
Problem erledigt.

Sie beginnt zu erzählen.
Neulich sei sie auf der Suche nach dem Abwurf ihres Hundes
mitten in einem alten Haufen gestanden.
Klar, das braucht keiner.
In London, so erzählt sie, machen sie jetzt DNA-Tests.
Die DNA aller Hunde sei in einer Datenbank
und man könne prima rausfinden, wer die Hinterlassenschaften einfach hinterlässt.

Ich zucke die Schultern
und murmle was von Spatzen und Kanonen.
Sie erzählt weiter.
Wie schwer die Suche nach solchen Haufen manchmal ist.
Besonders im Herbst, wenn die braunen Blätter am Boden liegen.
Einmal sei auch sie nicht fündig geworden.

Ich erwidere, dass dann ja wohl bald die Polizei bei ihr klingeln könnte.
Ja, das sei dann schon ok, meint sie.
Und außerdem wüsste sie durch den DNA-Test endlich mehr über die Rasse ihres Neonlichtträgers.

Mich schüttelt.
Und ich wundere mich.
Wie viel Überwachung nehmen manche Leute in Kauf?
Nur wegen Hundescheiße.

 

Nachthimmel mit Mond

2 Kommentare

  1. Lieber Prof. Pleil, nun hat das erkenntnisleitende Rühren in Ausscheidungen eben auch das Internet of Things erfasst, nachdem es schon der Evolutionsbiologie (was und wie haben prähistorische Organismen verdaut), der Handels- und Migrationsforschung (wie kommen Dinge aus fernen Ländern in einen mumifizierten mitteleuropäischen Darm?), der Kulturhistorie (die ersten mittelalterlichen Brillen rutschten ihren Besitzern auf der Latrine von der Nase) oder der Kriminal-Geographie (wo hat das Opfer in seinen letzten Stunden gegessen?) erstaunlich tiefe Einsichten beschert hat… Von daher: Sehen Sie es als interdisziplinären Forschungsansatz für viele fröhliche Studien, die da hinten noch rauskommen mögen… :-)

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