Noch eine kleine Geschichte, die wieder einmal deutlich zeigt, wie Kommunikation heute funktioniert und dass 80er-Jahre-PR keine Antwort darauf ist. Das aktuelle Beispiel: Eine PR-Agentur von Google.
Gestern Abend erreichte mich via Rufumleitung ein netter Mitarbeiter einer von Google beauftragten Agentur auf dem Handy. Google habe nun ein Paket für Nonprofit-Organisationen geschnürt. Ok, das interessiert mich, und da ich unterwegs war, hatte ich davon noch nichts gelesen. Der Anruf ist für mich also ok. Ob ich denn Lust hätte, gemeinsam mit Vertretern von NGOs zu einer Präsentation des Pakets nach Hamburg zu kommen? Irgendwann im April. Nein, keine Lust und schon gar keine Zeit. Aber ich bin an Informationen interessiert. Erwähne, dass ich eventuell zum Thema blogge. Gern, meint mein Gesprächspartner, es gebe eine Seite mit Infos zum Paket im Netz und eine Seite mit Anwendungsbeispielen (hm, wo denn?). Er will mir Links schicken und das Programm des Präsentationstermins, als Hintergrundinfo. Gut. Thema abgehakt.
Nächster Tag – heute, kurz vor acht: Ich lese Mails und Feeds, starte Twitter. In Rivva ist das Google-Thema längst nach oben geschwappt (es gibt derzeit vier Artikel zum Thema), und auch in meinem del.icio.us-Network finde ich es in den Bookmarks. Eigentlich weiß ich nun alles zum Thema. Ich erinnere mich an das Telefongespräch gestern, schaue nochmal in meine Mailbox. Keine Info der PR-Agentur da. Ich habe auch anderes zu tun. Etwas später, kurz vor 10 Uhr: Jetzt beschließe ich doch, diesen Beitrag zu schreiben.
Denn ich frage mich, wozu Google eigentlich eine PR-Agentur bezahlt. Sicher gibt es noch einige Leute, die ein anderes Informationsverhalten haben als ich. Aber wenn ich schon andeute, dass ich an einem Thema für einen Blogbeitrag interessiert bin, dann warte ich nicht auf den Postboten. Dabei wäre es doch so einfach gewesen, mir gestern Abend die versprochenen Links zu mailen und eine pdf mit den Infos zur Präsentation zu schicken. Oder etwas zum CSR-Verständnis von Google. Das wäre wenigstens Mehrwert gewesen im Vergleich zu dem, was ohnehin schon im Netz steht. Melanie Huber hat sich neulich gute Gedanken zum (Nach-)Telefonieren durch PR-Leute gemacht.
Nachsatz: Das Google-Paket für Nonprofit-Organisationen scheint mir recht interessant zu sein. Weniger, weil die bekannten Google-Produkte zusammengeschnürt wurden, sondern weil GMail unter der Domain einer Organisation angeboten wird, ebenso Werbung über AdWords sowie das Abwickeln von Online-Spenden. Nonprofits bezahlen hierfür nichts.
Ähm… Google Mail kann doch jeder kostenfrei für seine Domain einsetzen (bis zu einer bestimmten Dimension) – wo ist der besondere Vorteil?
Scheint mir eher ein Publicity-Stunt zu sein, um die Produkte etwas ins Scheinwerferlicht zu rücken…
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Über den Mehrwert kann man sicher streiten: Wenn ich es richtig sehe, kostet NGOs die Mail-Migration nichts, Unternehmen müssen hierfür bezahlen. Die kostenlose Abwicklung von Online-Spenden und kostenlose AdWords würden mich als NGO vielleicht schon ansprechen…
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Tja, kannn den Ärger verstehen, aber wenn immer mehr Agenturen nur noch auf Praktikanten setzen, die vom Thema nichts verstehen müssen, lernen sollen sie auch nichts, eben nur telefonieren, dann kommt so was raus.
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In diesem Fall hatte das definitiv nichts mit dem Einsatz von Praktikanten zu tun.
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