Viele – nicht nur Verleger – sehen in redaktionellen Online-Angeboten ja nach wie vor so etwas wie eine digitale Zeitung. Und gelegentlich verbirgt sich ja hinter einem redaktionellen Angebot im Web tatsächlich nicht mehr als die 1:1 online gestellten Print-Texte. Die Zeitung kann bekanntlich nur ganz oder gar nicht bezogen werden (abgesehen vom eher seltenen Ausreißen eines Beitrags), online wandern einzelne Texte zunehmend und werden einzeln wahrgenommen – zum Leidwesen mancher Verleger (andere sehen Vorteile darin). Nun scheint es, dass Facebook die Online-Angebote weiter zerfleddern hilft – allerdings auf Wunsch von Verlagen.
Was meine ich mit „zerfleddern“? Damit meine ich, dass längst nicht mehr üblich ist, ein journalistisches Angebot als Ganzes wahrzunehmen. Nichts Neues: Schon lange kann ich per RSS einzelne Ressorts abonnieren oder bekomme ich per Twitter oder Like-Button etc. einzelne Artikel von meinem Netzwerk empfohlen, was u.a. durch dauerhafte URLs möglich wird.
Nun aber experimentieren einzelne Medien damit, granulierte Facebook-Abos zu ermöglichen. Was ist damit gemeint? Ich kann als Leser mit Hilfe des „Like“-Buttons beispielsweise die Beiträge eines ganz bestimmten Autoren oder eine Rubrik abonnieren bzw. nach Facebook geliefert bekommen. Das ist komplementär zur Empfehlung und natürlich nicht nur für die Leser toll, sondern Verleger können damit ihre Abonnenten kennen lernen (wenn die wüssten). Und vermutlich erschließt eine solche Strategie eine andere (und größere) Klientel als RSS.
Und die PR? Können solch kleine Experimente Auswirkungen auf sie haben? Im ersten Moment schien mir das etwas gewagt. Aber ich vermute: In einem redaktionellen Umfeld, in dem Autoren und aufwändigere Rubriken noch mehr in den Vordergrund rücken, können Firmen mit Presseinfos à la „Die Version 3.2.5 der xy-Software-Suite wartet mit drei bahnbrechenden neuen Funktionen auf“ gar nichts mehr erreichen. Gut so! Mir scheint deshalb, dass der Output an Presseinfos zurückgehen wird. „Die, Press Release, die, die, die!“ hallt Tom Foremskis Ruf noch immer. Nein, sterben wird sie wohl nicht, die Presseinfo. Aber kleine Veränderungen bei den Medienangeboten könnten ihren Veränderungsprozess beschleunigen. Noch aber sind es nur wenige Medien, die auf die beschriebene Weise experimentieren, zum Beispiel der Boston Globe oder The Independent, wie ReadWriteWeb beschreibt:
The site announced last night that it now offers granular subscriptions by Facebook. Instead of just „Liking“ the entire site and getting all its articles pushed to your Facebook newsfeed, you can now limit your Like to particular authors and some topics on the site. I just subscribed to trailblazing journalist Robert Fisk’s Independent articles on Facebook. This might seem like a small change – but it’s not. Media sites all over the web are sure to implement this kind of feature soon.
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